Der extra Tag: Mailand

Scott Schuman, auch bekannt als „The Sartorialist“, nimmt uns mit auf einen Tagesausflug in die italienische Modehauptstadt
Nach Los Angeles und Paris stellen wir in unserer Serie „Der extra Tag“ – die sich damit beschäftigt, dass es manchmal nur möglich ist, eine Stadt zu entdecken und Energien aufzutanken, wenn man einen extra Tag an eine Geschäftsreise anhängt – nun Mailand, die Modehauptstadt der Welt, vor. Um die Perspektive eines echten Insiders zu erhalten, haben wir den Streetstyle-Fotografen Scott Schuman, besser bekannt als „The Sartorialist“, getroffen. „Ich fahre seit 14 Jahren mindestens viermal im Jahr dorthin, manchmal sogar öfter“, sagt Schuman. „Es ist mein zweites Zuhause. Wenn es dort ein gutes Baseballteam gäbe, würde ich auf jeden Fall einen Umzug erwägen.“ Aktuell ist er mit New York zufrieden (wenn er nicht gerade unterwegs ist) und freut sich, uns eine Stadt vorstellen zu dürfen, die für ihn immer noch „voller Geheimnisse“ ist. „Alles ist irgendwie verborgen. Aber es herrscht eine richtige Kultiviertheit und Raffinesse“

Übernachtung

Frühstück

„Den wirst du auf meinem Instagram häufig sehen“, sagt Schuman über seinen Lieblingsplatz zum frühstücken. „Pasticceria Marchesi – das Original stammt aus dem Jahr 1824. Es gibt einen neueren Standort in der Via Montenapoleone, wohin ich immer gehe. Dort gibt es kleine Snacks und der Kaffee ist fantastisch. Einmal wartete ich auf Jenny und bestellte zwei Espresso, und der Mann hinter der Theke erkannte nach ein paar Minuten, dass diejenige, auf die ich wartete, noch nicht gekommen war. Also legte er einen kleinen Deckel auf den Kaffee, um ihn warm zu halten. Ich habe ihn nicht darum gebeten. Er hat es einfach getan. Und das ist für mich wirklich ein toller Service. Ein anderer Ort ist die Bar Luce, die von Wes Anderson gestaltet wurde. Man fühlt sich dort wirklich wie in einem Film von Wes Anderson. Die Italiener lieben sie – sie ist definitiv angesagt.“

Kulturpause am Vormittag

„Sehen Sie sich unbedingt den Palazzo Morando an“, sagt Schuman. „Es ist ein Museum, das die Geschichte Mailands und auch die Geschichte der Mode zeigt. Dort gibt es viele Männer- und Frauentrachten aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu sehen. Außerdem befinden sich zwei meiner Lieblingsbilder der Brüder Litta dort: zwei separate Gemälde, die wahrscheinlich um 1850 entstanden sind. Im Allgemeinen mag ich keine historischen Kleider, aber diese Leute sehen einfach schick aus.“ Schuman empfiehlt auch die Contrasto Galleria. „Die Galerie stellt wirklich großartige moderne Fotografie aus, vor allem Schwarz-Weiß-Fotografien, und die Ausstellungen wechseln ständig. Gerade gab es eine tolle Ausstellung von [Sebastião] Salgado.“

Mittagessen

„Gehen Sie zur Latteria San Marco. Es ist typisch mailändisch und nicht so leicht zu finden“, sagt Schuman. „Es gibt nur eine Tür draußen – man kann nicht in das Restaurant hineinschauen – und man ist sich nicht sicher, ob man am richtigen Ort ist. Man öffnet die Tür und betritt ein kleines Restaurant, das seit Jahren vom gleichen Ehepaar geführt wird.“ Wir bestellen ihre Spezialität, die Spaghetti Limone. Es ist wie ein Spalt in der Wand und jeder möchte wissen, was sich dort verbirgt.

„Dann gibt es noch ein anderes Lokal namens Il Salumaio di Montenapoleone, wo alle zum Jetset gehörenden Stars und namhaften Designer hingehen. Das Essen ist sehr gut, doch der großartige Innenhof als Kulisse ist unübertroffen und direkt an der Haupteinkaufsstraße von Mailand gelegen. Man muss definitiv ein wenig Zeit mitbringen, denn es geht nicht sehr schnell. Es geht im Grunde mehr um das Ambiente dort.“

„Ein anderes Lokal, das ich empfehle, heißt L’antica Osteria Milanese. Es ist in einer winzigen Straße. Es sieht sehr schlicht aus – die Restaurants, in denen die richtigen Mailänder essen, sind sehr schlicht – aber es gibt dort sehr, sehr, sehr gutes Essen, und wenn mich Leute nach einem richtigen Mailand-Erlebnis und einem typischen mailändischen Essen fragen, dann würde ich sie dorthin verweisen.“

Erkundungstour am Nachmittag

„Die Leute in Mailand sind sehr wählerisch, wenn es um ihre Wohnungen geht“, sagt Schuman. Es gibt einen kleinen Laden namens Ceratina 1919. Jedes Mal, wenn ich dort vorbeikomme, kaufe ich etwas, sofern ich Platz im Gepäck habe. Dort gibt es Bürsten, Reinigungsmittel und alles, was Sie jemals für Ihr Zuhause benötigen könnten, wie eine schöne Bürste mit Holzgriff für die Reinigung Ihrer Jalousien und eine andere Bürste für das Entstauben von Büchern. Also, ich habe keinen Putzfimmel, aber für mich geht es um Nachhaltigkeit und darum, sich um die Dinge zu kümmern, die man hat, und darum, dies auf eine schöne Art und Weise zu tun – das sind keine billigen Plastikbürsten. Und es gibt ein Geschäft namens Lorenzi, das hauptsächlich Herrenartikel verkauft, wie die besten Haarbürsten, die besten Rasierer, die besten Zigarrenschneider oder spezielle keilförmige Messer zum Schneiden von Parmesan. Dort findet man tolle Geschenke. Wenn man einen Mann kennt, der denkt, alles zu haben, dann wird man hier sicherlich trotzdem fündig.“
Das Ambiente ist nicht förmlich, aber man möchte automatisch elegant aussehen, weil der Raum so schön ist und man sich genauso schön fühlen möchte.

Abendessen und Drinks

Direkt neben der Lobby des „Grand Hotel et de Milan“ befindet sich ein Lokal namens Don Carlos. Es ist ein kleines Restaurant mit Bildern und Gemälden an den Wänden. Sie werden sich fühlen, als wären Sie im Mailand des Jahres 1890. Das Ambiente ist nicht förmlich, aber man möchte automatisch elegant aussehen, weil der Raum so schön ist und man sich genauso schön fühlen möchte. Es ist typisch italienisch, also großartig. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich in Mailand jemals schlecht gegessen habe. Aber hier ist es das Ambiente, die Bilder in den alten Rahmen, die heimelige Atmosphäre, alles zusammen.

Gegenüber ist ein Lokal namens Paper Moon. Es war der Mittelpunkt des Mode-Universums in den 80er Jahren. Es ist ein bisschen wie im Odeon in New York. Es ist immer noch ein tolles Lokal. Ich empfehle auch Giacomo Bistrot. Das ursprüngliche Giacomo Restaurant gilt als eines der Top-Restaurants in Mailand und das neue Bistro ist herausragend. Eines der besten Designbüros von Mailand (Studio Pergalli) hat die Räumlichkeiten entworfen. Es sieht aus wie ein alter Club – mit dunklem Holz und all dem – und es ist wunderschön.“
Und nun noch der unerlässliche Schlummertrunk. Schuman empfiehlt Bar Camparino. „Campari, der Drink von Mailand, wurde hier im Keller erfunden. Also bietet es sich an, an diesem Ort einen solchen Drink mit Blick auf den Dom und die Piazza zu genießen. Es ist wirklich ein schönes Ambiente.“

Reisetipps

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  • Foto von Samuel Zeller
  • Mit freundlicher Genehmigung von Excelsior Gallia
  • Foto von Scott Schuman
  • Mit freundlicher Genehmigung von Marchesi
  • Fotos von Scott Schuman
  • Mit freundlicher Genehmigung von Lorenzi
  • Mit freundlicher Genehmigung von Don Carlos
  • Mit freundlicher Genehmigung von The Sartorialist