Außenansicht

Das Petersen Automotive Museum in Los Angeles erhält ein neues, atemberaubendes architektonisches Äußeres

Kunstmuseen im ganzen Land, vom majestätischen Whitney in Manhattan bis zum dynamischen Broad im Zentrum von Los Angeles, ziehen gerade in neue Gebäude, die den Sammlungen, die sie beherbergen, in nichts nachstehen. Jetzt steht auch das Petersen Automotive Museum in LA auf dieser Liste. Als sich das Haus zu einer Renovierung entschloss, hatte es bereits eine der begehrenswertesten (und wertvollsten) Automobil-Sammlungen aller nicht-kommerziellen Museen weltweit – darunter den Jaguar XKSS , Bauj. 1956, der Hollywood-Legende Steve McQueen und skulpturale Klassiker wie den Bugatti Type 57SC  Atlantic Coupe, Bauj. 1936, (Ralph Lauren besitzt das einzige weitere erhaltene Modell von 1938) als Leihgabe des Mullin Automotive Museum, sowie die von Größen wie Alexander Calder und David Hockney bemalten BMWs. Am Inventar war also nichts auszusetzen. Nun ging es aber darum, die Außenansicht zu verschönern.

Und hier kam das New Yorker Architekturbüro Kohn Pedersen Fox auf den Plan. Sie reisten zu Automekkas wie dem Münchner BMW Museum und dem Museo Ferrari in Maranello, Italien, und befassten sich natürlich auch mit den Schmuckstücken bei Petersen selbst. Und dann begann die 18-monatige Renovierung in Höhe von 90 Millionen US-Dollar. Im Dezember feierte das Museum seine Wiedereröffnung mit einem neuen Look, der der Museumsmeile von Los Angeles neue, dringend benötigte Energie verschafft. Die Fassade besteht aus wellenförmigen Edelstahlbändern, die von der Sammlung des Museums inspiriert wurden – und an den Kühlergrill eines Autos aus den 1950er Jahren wie Dalí ihn gemalt haben könnte oder an eine achtspurige Autobahn bei Lichtgeschwindigkeit erinnern. Die Bänder sind mit rot lackiertem Aluminium unterlegt und können dank Hightech-LED-Beleuchtung in allen Farben leuchten. Das verleiht dem Inneren des Gebäudes, einem schlichten Mid-Century-Meisterwerk von Welton Becket (von dem auch das Capitol Records Building und das Beverly Hilton Hotel stammen), neuen Pfiff.
 Die neu renovierte Fassade des Petersen rückt Geschwindigkeit und Kraft des Automobils in den Fokus.
Die neu renovierte Fassade des Petersen rückt Geschwindigkeit und Kraft des Automobils in den Fokus.

„Die Idee bestand darin, das Gebäude mit Bändern zu umhüllen, und diesen Bändern Form und Bewegung zu verleihen, damit es Bewegung und Geschwindigkeit zum Ausdruck bringen kann“, sagt Eugene Kohn, Gründungspartner von Kohn Pedersen Fox, der zusammen mit dem leitenden Designer seines Unternehmens, Trent Tesch, das Konzept entwickelte. „Es ist eines der wenigen Museen, bei dem man mit dem Äußeren das Innere wirklich zum Ausdruck bringen kann. Man würde ja niemals ein Gemälde an der Außenseite eines Kunstmuseums anbringen.“

Dies ist ein Ansatz, der sofort ins Auge springt und großes Interesse weckt. Internationale Style-Bibeln wie Architectural Digest und Wallpaper* sind des Lobes voll und Locationscouts und Instagrammer haben das Museum zu einem beliebten Ort für professionelle und private Fotoshootings gemacht. Es gibt auch ein paar Kritiker (einer von ihnen nannte das Ergebnis „den Edsel der Architektur“), aber Kohn steht zu seiner Idee. „Mit den Lichtern, der Farbe und der Bewegung passt es perfekt zu LA“, sagt er. „Wilshire ist eine Autostraße. Nähert man sich dem Gebäude im Auto, hat man eine andere Perspektive.“

Der echte Erfolgsmaßstab jedoch ist, ob das Design Kunden ins Museum zieht. Sobald man im Inneren ist, verschwindet das Äußere in einem See herrlicher Autos. Das Museum wurde 1994 von Robert E. Petersen, dem fachkundigen Herausgeber von Hot Rod and Motor Trend gegründet und konnte seine Sammlung in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich erweitern. „Petersen begann mit dem Erwerb einiger Autos, einige spektakulär, andere nicht, je nachdem, mit wem er an diesem Tag gerade sprach“, sagte Bruce Meyer, Vorstandsmitglied des Museums, während wir Petersens „Round Door“ Rolls-Royce Phantom von 1925 im neuen Foyer bestaunen. „Aber einige der schönsten Wagen, die wir hier haben, waren seine. Er liebte einfach nur die Action.“
 Der BMW Z4, Bauj. 2009, den der Künstler Robin Rhode über eine riesige Leinwand fuhr (Vordergrund); und ein BMW 3.0 CSL, Bauj. 1975, bemalt von Alexander Calder, sind beides Ausstellungsstücke der Artistry Galerie des Museums.
Der BMW Z4, Bauj. 2009, den der Künstler Robin Rhode über eine riesige Leinwand fuhr (Vordergrund); und ein BMW 3.0 CSL, Bauj. 1975, bemalt von Alexander Calder, sind beides Ausstellungsstücke der Artistry Galerie des Museums.

Heutzutage wird diese Action sorgfältig kuratiert: Jede der drei hohen, geräumigen Ausstellungsetagen hat ihr eigenes Thema. Beginnen wir oben mit der dritten Etage (Thema: Geschichte). Hier befinden sich Hollywood-Legenden wie der von Kugeln durchlöcherte De Tomaso Pantera, Bauj. 1971, von Elvis (er schoss auf den Wagen, als dieser nicht ansprang), das überladene Batmobile, Bauj. 1989, und der Renault Type EF, Bauj. 1914, von Roscoe „Fatty“ Arbuckle. In der zweiten Etage mit dem Thema Industrie befindet sich ein Raum, der Rennwagen gewidmet ist und berühmte Porsches, verschiedene Fahrsimulatoren von Forza Motorsport für Xbox und eine elegante Ausstellung der seltensten Silber-Automobile der Geschichte beherbergt – von einem Horch 857 Sport Cabriolet, Bauj. 1937, bis zu einem Ferrari 625/250 Testa Rossa, Bauj. 1957, als Leihgabe von Meyers eigener Sammlung. Die erste Etage befasst sich mit Kunst, derzeit repräsentiert durch Auto-Illustration, zwei BMW-Kunstwagen und eine herrliche Rollskulptur-Ausstellung, unter anderem mit einigen der edelsten Bugattis, die jemals gefertigt wurden.

Mit über 120 ausgestellten Autos und 136 weiteren, sicher verwahrten Modellen, die irgendwann einmal Teil der Ausstellung werden, können sich Besucher des Petersen immer auf neue Exponate freuen. Während die Ausstellungen wechseln, wird das renovierte Museumsgebäude sicher zu einem Wahrzeichen von Los Angeles werden. Halten Sie also Ausschau nach den Stahlbändern an der „Miracle Mile“.
<rlmag_link articleid="time-machine">Type 57SC Atlantic Bugatti Coupe, Bauj. 1936</rlmag_link>: Im Petersen befindet sich dieses skulpturale St&#xFC;ck in der Ausstellung &#x201E;Artistry&#x201C; &#x2013; Ralph Lauren besitzt das einzige weitere existierende Modell weltweit
Type 57SC Atlantic Bugatti Coupe, Bauj. 1936 : Im Petersen befindet sich dieses skulpturale Stück in der Ausstellung „Artistry“ – Ralph Lauren besitzt das einzige weitere existierende Modell weltweit
<strong>BMW-Kunstwagen</strong>: Das Museum zeigt einen BMW 3.0 CSL, Bauj. 1975, von Alexander Calder mit funkelnden Prim&#xE4;rfarben lackiert (Abbildung); und einen BMW 850 CSi, Bauj. 1995, nach einem Design von David Hockney.
BMW-Kunstwagen: Das Museum zeigt einen BMW 3.0 CSL, Bauj. 1975, von Alexander Calder mit funkelnden Primärfarben lackiert (Abbildung); und einen BMW 850 CSi, Bauj. 1995, nach einem Design von David Hockney.
<strong>&#x201E;Round Door&#x201C; Rolls-Royce Phantom, Bauj. 1925</strong>: Der Round-Door Rolls wurde 1932 neu entworfen und ist bekannt f&#xFC;r seine kurvenreichen Formen, das niedrige Profil und, vor allem, die perfekten runden T&#xFC;ren.
„Round Door“ Rolls-Royce Phantom, Bauj. 1925: Der Round-Door Rolls wurde 1932 neu entworfen und ist bekannt für seine kurvenreichen Formen, das niedrige Profil und, vor allem, die perfekten runden Türen.
<strong>De Tomaso Pantera, Bauj. 1971</strong>: Dieser italienisch-amerikanische Exotiker geh&#xF6;rte Elvis Presley, der sich einst mal auf den Fahrersitz schmiss, um spektakul&#xE4;r und mit quietschenden Reifen davonzurasen. Es kam anders &#x2013; leider sprang der Motor nicht an und Elvis zog seinen Revolver und schoss dreimal auf den Wagen.
De Tomaso Pantera, Bauj. 1971: Dieser italienisch-amerikanische Exotiker gehörte Elvis Presley, der sich einst mal auf den Fahrersitz schmiss, um spektakulär und mit quietschenden Reifen davonzurasen. Es kam anders – leider sprang der Motor nicht an und Elvis zog seinen Revolver und schoss dreimal auf den Wagen.
<strong>Batmobile, Bauj. 1989</strong>: Dieses 6 Meter lange Modell wurde in Tim Burtons Batman von Michael Keatons Figur gefahren und hat sein Vorbild im Chevy Impala, Bauj. 1967, ausstaffiert mit Rolls-Royce-Triebwerkkomponenten.
Batmobile, Bauj. 1989: Dieses 6 Meter lange Modell wurde in Tim Burtons Batman von Michael Keatons Figur gefahren und hat sein Vorbild im Chevy Impala, Bauj. 1967, ausstaffiert mit Rolls-Royce-Triebwerkkomponenten.
<strong>Horch Cabriolet, Bauj. 1937</strong>: Der deutsche Hersteller Horch (Vorfahr des heutigen Audi) produzierte in den 1930er Jahren mehrere Rennwagen und gewann Wettbewerbe in ganz Europa. Dieses Modell wird aktuell in der Ausstellung &#x201E;Precious Metals&#x201C; bei Petersen gezeigt.
Horch Cabriolet, Bauj. 1937: Der deutsche Hersteller Horch (Vorfahr des heutigen Audi) produzierte in den 1930er Jahren mehrere Rennwagen und gewann Wettbewerbe in ganz Europa. Dieses Modell wird aktuell in der Ausstellung „Precious Metals“ bei Petersen gezeigt.
<strong>Ferrari 625/250 Testa Rossa, Bauj., 1957</strong>: Dieser Ferrari mit einer Le Mans 4-Zylinder-Maschine und einer H&#xF6;chstgeschwindigkeit von fast 275 km/h soll mehr als 50 Rennen gewonnen haben, plus zahlreiche Preise bei Ausstellungen.
Ferrari 625/250 Testa Rossa, Bauj., 1957: Dieser Ferrari mit einer Le Mans 4-Zylinder-Maschine und einer Höchstgeschwindigkeit von fast 275 km/h soll mehr als 50 Rennen gewonnen haben, plus zahlreiche Preise bei Ausstellungen.
Michael Slenske schreibt regelmäßig für RL Mag über Kunst und Kultur.
  • © David Zaitz Photography
  • ALLE FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DES PETERSEN AUTOMOTIVE MUSEUM