Seltene Spezies

Die Geschichte des legendären Jaguar XKSS

Am 18. Januar 1957 verließ der erste XKSS das Jaguar-Werk Browns Lane in Coventry (England), bestimmt für ferne Ufer – und eine Automobil-Legende. Insgesamt wurden 16 der Zweisitzer hergestellt, zwei wurden nach Kanada verschifft, einer nach Hongkong – bis am 12. Februar desselben Jahres ein Feuer die Fabrik und somit die 11 verbleibenden Modell zerstörte. Plötzlich war der seltene XKSS noch seltener, was die Begehrtheit unter den Autoliebhabern weiter steigerte. Unter ihnen war auch Ralph Lauren, dessen exquisite Sammlung eines der legendären Automobile umfasst.

Mehr zu Ralph Laurens spezifischem Modell später. Zunächst jedoch ein bisschen Geschichte. Die Ursprünge des XKSS liegen im Jaguar D-Type, einem Rennwagen, der drei Jahre in Folge das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewann – von 1955 bis 1957 – und somit seine Artgenossen von Ferrari, Aston Martin, Maserati und Mercedes-Benz auf die Ränge verwies. Schon als das Auto noch einen Sieg nach dem anderen einfuhr, plante Jaguar bereits seinen Nachfolger und entschied sich, seine unverkauften Rennwagen in straßenzugelassene Modelle umzuwandeln. Ergebnis war der XKSS, wobei sich das XK auf den Namen des Motors bezog und das SS für „Super Sport“ stand.

                            Ralph Laurens XKSS
Ralph Laurens XKSS
Es gab nur wenige Autos auf der Straße, die mit ihm mithalten konnten.

Und „super“ war er allemal… 250 PS befeuerten den 3,4-Liter-Motor mit sechs Zylindern – genug, um den 920 kg schweren Wagen in einem Test der Zeitschrift Road & Track im Jahr 1957 auf knapp 240 km/h hochzutreiben. Die 12 in die USA verschifften XKSS-Modelle hatten zu jener Zeit einen vom Hersteller empfohlenen Preis von 6.900 USD. 2013 bewertete Sports Car Digest den Wagen mit rund 6,9 Mio. USD – also dem Hundertfachen.

                            Das charakteristische 3-Speichen-Lenkrad von Jaguar
Das charakteristische 3-Speichen-Lenkrad von Jaguar

„In dieser Zeit“, erläutert Fred Hammond, Heritage Consultant für Jaguar Land Rover North America, „gab es nur wenige Autos auf der Straße, die mit ihm mithalten konnten – und noch weniger, die ihn wirklich in die Enge treiben konnten. Die Corvette der damaligen Zeit war ein eher geradliniger Wagen, der getunt werden musste, während dieses Auto ein richtiger Rennwagen war, dessen nahezu identischer Zwilling drei Mal in Le Mans gewonnen hatte.“

Und die unbestrittene Schönheit und das Styling des XKSS waren praktisch vorbestimmt. Der Wagen wurde in eine Zeit hineingeboren, die als das goldene Zeitalter der Sportcabrios gilt – in der Autodesigns per Hand aus Ton geformt wurden, mit üppigen Kurven, die an die weiblichen Filmstars der damaligen Zeit erinnerten. Diese „Sportrennwagen“ stammten aus der glamourösen und praktisch verloren gegangenen Familie der Autos, die in atemberaubender Geschwindigkeit auf der Linie zwischen Serien- und Rennwagen entlang rasten. Der D-Type wurde von Malcolm Sayer entwickelt, der während des Zweiten Weltkriegs im Bereich Aerodynamik gearbeitet hatte, und zwar mit Rechenschieber und klassischer Mathematik sowie Modellen, die im Windkanal getestet wurden. „Das ist der technische Teil", erklärt Hammond. "Es gab aber auch einen ästhetischen Teil, in dem es darum ging, die Tonmodelle per Hand zu verfeinern.“

Die Verschmelzung von wunderschönen Formen und geballter Kraft beim XKSS erregte die Aufmerksamkeit von Steve McQueen, der Ende 1958 die Fahrgestellnummer XKSS 713 kaufte – den fünften produzierten Wagen. Fünf Jahre später wurden McQueen und sein Auto – das er bedauerlicherweise „Green Rat" getauft hatte – im Life Magazine portraitiert. Die Fotos zirkulieren noch heute auf Style- und Automobil-Websites und dienen als Quelle von Inspiration und Neid – so intensiv wie die Farbe des Wagens "British Racing Green“.

                            Detailansichten von Ralph Laurens XKSS
Detailansichten von Ralph Laurens XKSS

McQueen verkaufte den Wagen schließlich an den Kasinobesitzer William F. Harrah unter der Bedingung, ihn nicht weiterzuverkaufen. Harrah ergänzte damit seine aus über 1.450 Modellen bestehende Autosammlung in Reno, Nevada. McQueen bereute später den Verkauf und zahlte 1977 nahezu das Doppelte des ursprünglichen Verkaufspreises, als er den Wagen 20 Jahre später zurückkaufte. Er fuhr das Auto noch drei Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1980. (1984 wurde der XKSS für 148.000 USD an McQueens Freund Richard Freshamn verkauft, der ihn später an Margie und Robert Petersen vom Hot Rod Magazine und dem Petersen Automotive Museum weiterverkaufte.) Vier Jahre später wurde er von einem privaten Sammler ersteigert und schließlich im Jahr 2000 vom Petersen Automotive Museum in Los Angeles gekauft. Heute ist der „Green Rat“ angeblich mit 40 Mio. USD versichert.

                            Der König der Coolness mit seiner „Green Rat“
Der König der Coolness mit seiner „Green Rat“

Der XKSS von Ralph Lauren trägt die Fahrgestellnummer XKD 533, was darauf hinweist, dass es sich um einen D-Type Rennwagen handelt, der ursprünglich in „French Racing Blue“ lackiert und am 9. November 1956 nach Frankreich geliefert worden war. Zwei Jahre später wurde er an das XKSS-Werk zurückgesendet und in „British Racing Green“ umlackiert. Der Wagen blieb mehrere Jahrzehnte in Frankreich, gehörte zwischenzeitlich kurz Besitzern im Vereinigten Königreich und Australien und ging schließlich – nun silberfarben lackiert – in die exklusive Sammlung von Ralph Lauren ein.

Im Jahr 2010 wurden beim berühmten Pebble Beach Concours d’Elegance 12 der ersten 16 Wagen anlässlich das 75. Geburtstags des Namens „Jaguar“ versammelt. Der Name wurde erstmals im Jahr 1935 verwendet, als Modellname für den SS 100, einem von der Swallow Side Car Company gebauten Auto. Die 12 originalen XKSS waren zum ersten Mal seit ihrer Geburt im Jaguar-Werk von einem halben Jahrhundert wieder vereint.

Der langjährige Autor des RL Magazine Christian Chensvold, bekannt für seine Website Ivy Style, stellte kürzlich seine neue Website MasculineInteriors.com online, die elegante maskuline Räume vorstellt, von der Junggesellenbude bis hin zum Eckbüro.
  • Time & Life Pictures
  • MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON RALPH LAUREN CORPORATION
  • FOTO VON JOHN DOMINIS