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Die Geschichte von Ralph Laurens sensationellem Bugatti 57SC, der Inspiration für seine Uhrenkollektion Automotive

In den Jahren zwischen dem Börsencrash von 1929 und dem Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg – einer Zeit, die durch den krassen Gegensatz zwischen Hollywood-Glamour und den von der Weltwirtschaftskrise betroffenen, nach Suppe anstehenden Menschenmengen geprägt ist – wurde Automobildesign zu einer seltenen und hohen Form der Kunst. Für das zeitgenössische Auge wirken die dramatischen Konturen und die gewölbten Bögen der Autos aus den 1930ern wie Märchenstoff: Fahrzeuge, die ein mit technischen Hilfsmitteln überladener Dick Tracy bei der Verfolgung krimineller Schurken, oder die ein Flash Gordon wohl in einer anderen Galaxie gefahren haben könnte.

Für Kenner klassischer Autos jedoch waren die 30er Jahre der Zenit des Automobildesigns. Und für Ralph Lauren, den Automobilkenner schlechthin, ist der Bugatti Type 57SC Atlantic Coupe „das schönste Auto der ganzen Welt“. Er ist nicht der einzige, der das denkt. Vor 25 Jahren, im Jahr 1990, wurde Ralph Laurens Bugatti beim Pebble Beach Concours d'Elegance mit dem Titel „Best in Show“ ausgezeichnet. Zweiundzwanzig Jahre später gewann das Prachtstück aus Mr. Laurens Sammlung den weltweit renommiertesten Autowettbewerb, den Concorso d'Eleganza Villa d'Este.

Als der Wagen 1936 nach dem Vorjahreskonzept „Aerolithe“ auf den Markt kam, wurde er nicht von allen als Meisterwerk des Designs angesehen. „Der Atlantic war und ist noch immer die polarisierendste aller Kreationen von Jean Bugatti“, schreibt Winston Goodfellow in Speed, Style, and Beauty: Cars From the Ralph Lauren Collection. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Manche sehen das schönste Auto, das jemals gebaut wurde. Andere empfinden den Atlantic als unmöglich“. Wir bekennen uns zu ersterer Betrachtungsweise.

Beim 57SC Atlantic Coupe (die 57 steht für die 3257-cm³-Maschine, das SC für supercharged) schien das Aussehen wichtiger zu sein, als die Funktion. Die Sicht von Fahrersitz aus ließ zu wünschen übrig und das Design wirkte wie in Form gegossenes flüssiges Metall. Das Design geht auf Jean Bugatti zurück, den Sohn des Unternehmensgründers Ettore, der, obwohl in Italien geboren, sein Unternehmen im Elsass im heutigen Frankreich gründete. Der Atlantic war eines der letzten Projekte von Jean, der 1939 bei einer Testfahrt einer neuen Rennwagenversion des Typs 57 ums Leben kam (er wich einem alkoholisierten Fahrradfahrer aus, der auf die Teststrecke gelangt war, und raste gegen einen Baum). Der Atlantic hatte über 170 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h, eine für seine Größe und seine Zeit eindrucksvolle Geschwindigkeit.
Ein Detail des legendären Bugatti von Ralph Lauren. Für weitere Fotos auf obigen Pfeil klicken
Ein Detail des legendären Bugatti von Ralph Lauren. Für weitere Fotos auf obigen Pfeil klicken
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Vom Supercharge Atlantic wurde nur eine Handvoll Autos gebaut, von denen heute noch zwei existieren. Neben dem Wagen in der Sammlung von Ralph Lauren befindet sich ein weiteres Modell im Mullin Automotive Museum im Süden von Kalifornien, das 2010 40 Millionen US-Dollar dafür zahlte. Ralph Lauren erwarb sein Exemplar 1988 und ließ es bei Paul Russell in Essex, Massachusetts, vollständig restaurieren. Dazu wurde das Auto auseinander genommen und die Originalbauteile wurden restauriert und wieder zusammengesetzt. Nachgebaute Teile wurden nur im äußersten Notfall verwendet.

Die imposanten Linien und Rundungen des Atlantic strahlen große Eleganz aus, doch als Ralph Lauren ihn zum schönsten Wagen der Welt erklärte, bezog er sich vielmehr auf das zauberhafte Armaturenbrett. Das geformte Wurzelholz und der polierte Stahl dienten ihm als wichtigste Inspiration für seine Uhrenkollektion Automotive.

Die Lünette der RL Automotive Skeleton imitiert beispielsweise das elegante Lenkrad des Atlantic und wird aus seltenem Amboyna-Wurzelholz gefertigt. Die unverdeckten Schrauben der Uhr erinnern an die unverdeckten Nieten des Wagens, während das sichtbare Schweizer Uhrwerk eine Metapher für die Kraft unter der Motorhaube des zauberhaften Automobils darstellt. Das schwarze Armband aus Alligatorleder spiegelt das schwarze Finish von Ralph Laurens legendärem Auto wider.

Das Ergebnis? Das kann man getrost ein Uhrendesign nennen, das ebenfalls zu einer seltenen und hohen Form der Kunst gehört.
                            Die Lünette der Uhr Automotive Skeleton aus Wurzelholz erinnert an das Lenkrad des 57SC
Die Lünette der Uhr Automotive Skeleton aus Wurzelholz erinnert an das Lenkrad des 57SC
Christian Chensvold schreibt regelmäßig für das RL Mag über klassischen Stil in seinen vielfältigen Formen. Er ist verantwortlich für die Webseiten Ivy Style und Masculine Interiors.
  • ALLE FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER RALPH LAUREN CORPORATION