Wüstenoase

Erleben Sie die Sehenswürdigkeiten und die Ruhe des amerikanischen Südwestens

New Yorker verbringen wahrscheinlich mehr Zeit damit, geradeaus nach vorn zu schauen, als alle anderen Menschen auf der Welt. In einer solch überfüllten Stadt muss man sehr aufmerksam sein, um Zusammenstöße mit anderen Fußgängern zu vermeiden. Es mag vielleicht klischeehaft sein, aber es stimmt: Nur Touristen bewundern unsere berühmten Wolkenkratzer. Wir Einheimischen sind viel zu viel damit beschäftigt, Hindernissen auszuweichen, und haben keine Zeit, nach oben zu starren. Wenn ich an einen fernen Ort reise, nehme ich mir daher immer einen Augenblick Zeit, schaue nach oben, bleibe ganz still und bewundere die Sterne oder Berge oder Bäume, je nachdem, welches Naturwunder sich über mir befindet. Dabei war ich noch nie so von dem Weitblick gefesselt, der sich mir bot, als ich vor Kurzem einen Ausflug in die Wüste und Canyons des amerikanischen Südwestens unternahm. Ich war so gelähmt von der Schönheit um mich herum, dass ich in diesem Moment überhaupt keine Notiz von der Ruhe und der Abgeschiedenheit nahm und voller Ehrfurcht die Umgebung bewunderte.

Ein neues Highlight auf der Flucht aus der Stadt – dies ist eine wohl passende Beschreibung für das, was ich dort erleben durfte –, denn in dieser Ecke (nun ja, es sind vier Ecken – Four Corners –, denn hier verlaufen die Grenzen von New Mexico, Utah, Arizona und Colorado) dreht sich alles um große Dimensionen. Der Flug nach Page, Arizona, nach einem kurzen Aufenthalt in Denver, war wie eine geologische Vermessung. Gemeinsam mit drei weiteren Fluggästen ging ich an Bord eines Propellerflugzeugs mit 16 Sitzplätzen, und Pilot und Co-Pilot fragten uns, ob wir die Panorama-Strecke fliegen wollten, was wir natürlich mit Ja beantworteten. Zuerst flogen wir über die majestätischen Rocky Mountains und das Colorado Plateau und legten eine kurzen Zwischenstopp in Farmington, New Mexico, ein. Die Strecke von Denver nach Page wird in den Wintermonaten so selten bereist, dass man Zwischenstopps einlegen muss. Trotz seiner relativen Unfruchtbarkeit bot dieser mit Steppenläufern übersäte Landstrich mit seinen dramatischen Tiefebenen, den Schluchten und mit Salbeisträuchern bewachsenen Tafelbergen in der späten Nachmittagssonne eine atemberaubende Aussicht. Die wunderschöne braune, sandfarbene und sogar rosa Farbgebung der Felsschichten bietet eine geologische Zeitleiste, die Äonen umfasst. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, dass das Schönste noch bevorstand. Nach dem Start in Farmington flog der Pilot direkt über den Lake Powell, der im späten Winter ohne die sonst üblichen Menschenmassen und Boote, die wie Wanzen auf der Wasseroberfläche tanzen, völlig nackt erschien. Als wir durch die zu beiden Seiten hochragenden roten Felsformationen hindurchflogen, konnte ich bis auf den Grund des Sees schauen, der durch die im Jahr 1966 fertiggestellte Staumauer Glen Canyon Dam entstand. Das klare, blaue Wasser bot den perfekten Kontrast zu den tiefen Rot- und Orangetönen der Felsen. Ich stellte meinen iPod aus und sog diese wunderschöne Atmosphäre ein.

Als wir auf der kleinen Landepiste von Page ankamen, begrüßte mich der Fahrer des Amangiri resort, das in Canyon Point, Utah, liegt und meine Endstation war. Amangiri öffnete seine Pforten im Oktober 2009, nach zehnjähriger Planungs- und Bauzeit, und ist das zweite nordamerikanische Projekt der exklusiven Aman Resorts, die unter anderem Immobilien in Thailand, Marokko und auf den Philippinen besitzen. Obwohl die einzelnen Orte sehr unterschiedlich sind, haben die Resorts doch eine Gemeinsamkeit, das Aman-Mantra, dessen Ziel es ist, schlichten Luxus mit sorgfältig gepflegten, außergewöhnlichen Landschaften harmonisch zu verbinden. Nur wenige Minuten nach meiner Ankunft im Resort konnte ich mich in meiner Pool-Suite entspannen und bekam einen heißen Kräutertee gereicht. Ich beobachtete das Farbenspiel der Tafelberge und Felsformationen, die dieses kleine Juwel umgaben, und in dessen Nähe kaum ein Mensch, Auto oder Gebäude zu finden war. Das gesamte Resort – Restaurant, Pool und 34 Bungalow-Suiten – steht in perfektem Einklang mit der umliegenden Landschaft, was eine elegante und ruhige Atmosphäre schafft, ganz anders, als dies bei anderen Luxus-Resorts der Fall ist. Vom Geruch des Zedernholzes, das in der Luft liegt, bis hin zu den sandfarbenen Wänden und der Inneneinrichtung, scheint das Resort eher ein Teil der umliegenden Umgebung zu sein als ein Eindringling.

Und wie wunderschön diese Kulisse ist! Das Land war ursprünglich im Besitz des Landverwaltungsamts, und Aman erwarb es, indem er die Rechte für dieses 240 Hektar große Grundstück gegen eine fast doppelt so große Fläche auf einem angrenzenden Grundstück eintauschte. Dies war der größte Grundstückstausch in der Geschichte des Landverwaltungsamts. Zu den Angeboten des Resorts zählen Naturspaziergänge, Wanderungen, Ausritte mit Pferden und sogar Klettertouren für abenteuerlustige Besucher, die die Gipfel der umliegenden Tafelberge erklimmen möchten. Die Touren werden von ausgebildeten Guides geführt, die zum Personal von Aman gehören. Zunächst ließ ich mir aber ein Gourmet-Dinner schmecken. Es gab perfekt gegrilltes Fleisch, Fisch und Gemüse aus der Umgebung, das von zurückhaltend diskretem Personal serviert und im Ziegelofen, der die offene Küche des Speisesaals dominiert, zubereitet wurde. Dann ging ich direkt zu Bett. Am nächsten Tag stand ich früh auf, um nach einer zweistündigen Fahrt im Zion National Park anzukommen, der zweifellos zu den Perlen unter den Nationalparks gehört.
<p><span lang="DE">Der Zion Nationalpark wurde 1919 gegr&uuml;ndet und umgibt das Resort.</span><span lang="DE"></span></p>

Der Zion Nationalpark wurde 1919 gegründet und umgibt das Resort.

<span lang="DE">Der Park umfasst 593 Quadratkilometer und beherbergt auch den Lake Powell, der 1966 durch die Staumauer Glen Canyon Dam entstand.</span>
Der Park umfasst 593 Quadratkilometer und beherbergt auch den Lake Powell, der 1966 durch die Staumauer Glen Canyon Dam entstand.
<span lang="DE">Jede Suite verf&uuml;gt &uuml;ber einen Wohnbereich mit Ausblick auf das 240 Hektar gro&szlig;e Grundst&uuml;ck mitten in der W&uuml;ste.</span>
Jede Suite verfügt über einen Wohnbereich mit Ausblick auf das 240 Hektar große Grundstück mitten in der Wüste.
<p><span lang="DE">Das Design des Resorts f&uuml;gt sich nahtlos in die umliegende W&uuml;stenlandschaft ein.</span><span lang="DE"></span></p>

Das Design des Resorts fügt sich nahtlos in die umliegende Wüstenlandschaft ein.

<span lang="DE">Die G&auml;ste k&ouml;nnen sich im preisgekr&ouml;nten Spa von Amangiri&nbsp;entspannen oder im Zion Nationalpark wandern gehen.</span>
Die Gäste können sich im preisgekrönten Spa von Amangiri entspannen oder im Zion Nationalpark wandern gehen.

Zion steht oft im Schatten seiner bekannteren Nachbarn, Grand Canyon und Monument Valley, oder dem seiner größeren Cousins wie Yosemite und Yellowstone Nationalpark, doch in Sachen Schönheit macht ihm so schnell keiner etwas vor. Er wurde 1919 als Nationalpark gegründet, umfasst 593 Quadratkilometer und beheimatet hochragende Klippen, sogenannte Slot Canyons (enge, durch Wasser geschaffene Schluchten), die weit über die Köpfe der Besucher ragen, jedoch unglaublich schmal sind. Außerdem gibt es hier vier verschiedene Klimazonen, von hochgelegenen Schneelandschaften zu niedriggelegenen Wüsten, sowie Felsen, die das gesamte Spektrum der Regenbogenfarben abdecken, von Rot über Gelb und Grün bis hin zu Blau. Als Christian Seamans, Amangiris leitender Tourguide, und ich in Zion ankamen, war er sichtlich erfreut, dass an diesem Tag keine Besuchermassen zu sehen waren. Er erzählte mir, dass der Verkehr auf den Straßen, die durch die Canyons von Zion führen, während der heißen Sommermonate oft so stark sei, dass es bis zu einer Stunde dauern kann, um den Park zu durchqueren. Wir schafften es jedoch in nur 20 Minuten bis zu unserem Wanderweg und sichteten auf der ganzen Fahrt nur zwei andere Fahrzeuge.

Obwohl der Jahresniederschlag in einigen Gegenden des Parks nur 355 mm beträgt, hatte ein später Schneefall einige Teile unseres Wegs mit zwei bis drei Zentimetern Schnee überzogen. In der Sonne waren wir jedoch bald schon schweißgebadet – das Lagenprinzip bei der Auswahl unserer Kleidung hatte sich für diesen Trip also bezahlt gemacht. Nach zwei Stunden ununterbrochenen Kletterns durch bemooste Flussbetten, Tannenwäldchen und eine mit Büschen bewachsene Hochebene erreichten wir einen Gipfel, von dem aus wir die Berge und Schluchten um uns herum bewundern und uns an den Sandwiches stärken konnten, die uns unsere Gastgeber in Amangiri eingepackt hatten. Dabei unterhielten wir uns wie gute alte Freunde. Als wir fertig waren, ruhten wir uns noch in der Sonne aus, bevor wir den Berg wieder hinunterkletterten. Vollkommen erschöpft kam ich am späten Nachmittag wieder im Resort an und buchte mir erst einmal eine wohlverdiente Massage im gut 2.000 Quadratmeter großen Amangiri-Spa, das sich auf Techniken der amerikanischen Ureinwohner spezialisiert hat (jede Behandlung beginnt mit einem traditionellen Rauchbad).

Der amerikanische Südwesten war schon immer ein Ziel für Abenteuerreisende, die gerne an der frischen Luft sind und ihre Grenzen austesten möchten. Dank eines Resorts wie dem Amangiri ist nun auch Luxus zu einem festen Bestandteil dieser Gegend geworden und Besucher können die Region dadurch noch besser erkunden. Der Aman-Ethos erlaubte es mir, mich voll und ganz auf meine Umgebung einzulassen, die mir während meines Aufenthalts dort als Zufluchtsort diente. Dabei wollte ich nicht nur der Stadt an sich entkommen, sondern auch allem, was mit ihr in Verbindung steht. Das Ergebnis ist die perfekte Kombination aus Strapaze und Jungbrunnen, die uns in unserem städtischen Leben oft abhanden kommt. Nach vier Tagen mit gutem Essen, anstrengenden Wanderungen und Klettertouren, Wellness-Behandlungen und, allem voran, langen, ruhigen und erholsamen Nächten fühlte ich mich so energiegeladen wie schon lange nicht mehr. Ich war bereit, nach New York zurückzukehren und meine Sichtweise zu ändern, um zum einen geradeaus nach vorn zu schauen und zum anderen voller Vorfreude meiner nächsten Reise in die Wüste entgegenzusehen.
  • MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON AMAN RESORTS
  • BRYAN BRAZIL/ANTON FOLTIN
  • DEAN PENNALA