Von Ost nach West

Einmal rund um den globus: welchen weg eine RRL jeans vom baumwollfeld bis zu ihrem kleiderschrank zurücklegt

Als er im Jahr 1993 Double RL gründete, ließ sich Ralph Lauren vom Erbe des amerikanischen Westens inspirieren – und von den rindertreibenden, goldwaschenden und auf Züge aufspringenden Männern, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist. „Hier geht es nicht um Mode, sondern um etwas Echtes“, hat er danach oft über die Linie gesagt. Die Blue Jeans ist wohl der Inbegriff für diese einzigartige amerikanische Qualität (sie wurde ursprünglich für Bergarbeiter und Cowboys und ihre besonderen Anforderungen in puncto Strapazierfähigkeit entwickelt). Amerikanische Jeans gehörten schon immer zur Grundausstattung einer Garderobe von Double RL, doch die Jeans aus „East-West“-Denim, die einmal um die Welt gereist ist, um dem Anspruch auf Perfektion zu genügen, kann gut und gerne als Goldstandard bezeichnet werden. Hier erfahren Sie, wie eine solche Jeans gemacht wird.

Denim wird immer aus Baumwolle hergestellt, doch nicht jede Baumwolle entsteht auf dieselbe Weise: Das Material kann große Qualitätsunterschiede aufweisen, je nachdem, woher es stammt. Der East-West-Denim von RRL wird aus erstklassiger Baumwolle gemacht, die im US-Bundesstaat Tennessee angebaut wird. Die Baumwolle, die dort wächst, ist für ihre besonders langen, ungleichmäßigen Fasern bekannt. Werden diese gesponnen und gewebt, entsteht ein Denimstoff, der überaus robust ist und eine einzigartige, unverkennbare Struktur aufweist.

Aus Tennessee wird die Baumwolle nach Japan geflogen. Genauer gesagt nach Okayama, einer Stadt, die für Jeans das ist, was Memphis für den Blues bedeutet. Einige der besten Denimstoffe Amerikas werden heute in Japan gefertigt. Das Land blickt auf eine jahrhundertealte Tradition der Indigofärbung und Weberei zurück, die noch heute gepflegt und fortgesetzt wird. Auch die traditionellen Schützenwebstühle, auf die seit einem halben Jahrhundert weithin verzichtet wird, werden dort noch verwendet. Im 20. Jahrhundert wurden sämtliche Denimstoffe auf diesen schmalen Schützenwebstühlen hergestellt. Die sowohl langsamen als auch lauten und wartungsintensiven Webstühle erzeugten einen schmalen Stoff mit geringer Spannung, der zu einem starken und dynamischen Denimstoff weiterverarbeitet wurde, der sich durch seine reiche Struktur auszeichnete und an jedem Ende mit einer Selvedge-Webkante abgeschlossen wurde. In den 1950er-Jahren war das Material so beliebt geworden, dass die meisten Hersteller zu effizienteren Luftdüsen-Webmaschinen wechselten, mit denen Stoffe schneller, günstiger und in größerer Menge, allerdings auch zu geringerer Qualität produziert wurden.

Für die Herstellung unseres East-West-Denims haben wir uns mit einer kleinen Denim-Weberei in Okayama zusammengetan, die das Handwerk als eine der wenigen weiterführt. Die langstapelige Baumwolle wird geschickt in ein weiches, edles Garn ringgesponnen und anschließend stranggefärbt – in einem rot-blauen Indigoton, der von den Jeans der 1930er-Jahre inspiriert ist. Das gesponnene und gefärbte Garn wird schließlich auf hölzernen Schützenwebstühlen zu Stoffballen gewebt und die Selvedge-Webkanten werden mit einem charakteristischen roten Faden durchzogen. Danach wird der Stoff noch sanforisiert, um ein Einlaufen zu minimieren. Abschließend wird er einem exklusiven Prozess unterzogen, der den natürlichen, unbearbeiteten Charakter des Denims erhält und ihm ein hochwertiges Tragegefühl verleiht.
                            Die erstklassige Baumwolle aus Tennessee wird auf japanischen Webstühlen gewebt und in Kalifornien handgenäht.
Die erstklassige Baumwolle aus Tennessee wird auf japanischen Webstühlen gewebt und in Kalifornien handgenäht.

Die fertigen Ballen werden – quasi von einem Denim-Mekka zum nächsten – nach Kalifornien gebracht, dem Geburtsort der Jeans. Hier nimmt der Artikel nun Form an: Der Denimstoff wird von Hand geschnitten und genäht, unter Einsatz von Methoden aus den 1940er- bis 1960er-Jahren, die heute kaum noch angewendet werden, wie Kettenstich, verdeckte Nieten, handgenähte Taschen und Bünde.

Zusammengehalten wird alles von in den USA gefertigten Fäden und Nieten. Eine offene, „flachgedrückte“ Außennaht an jedem Bein offenbart die Selvedge-Kante als Qualitätsmerkmal. Als abschließender Akzent wird der charakteristische RRL-Lederaufnäher von Hand aufgebracht.

Die fertige Jeans wird noch einmal auf Details und Abnutzungsstellen überprüft. Ein Team von Kunsthandwerkern in Los Angeles bringt jedes einzelne Modell in eine besondere Form und raut es leicht auf. Handschmirgeln ist eine der besten Möglichkeiten, um eine eingetragene Optik zu erzielen, doch das ist nur eine von vielen Vorgehensweisen: Eine fertige Jeans kann bis zu 50 weitere Schritte durchlaufen, bevor sie bereit für den Verkauf ist – die verschiedenen Vintage-inspirierten Waschungen, die sich von Saison zu Saison ändern, nicht inbegriffen.

Mit diesem letzten Schritt ist der East-West-Denim endgültig zu einer fertigen RRL Jeans geworden, wie Sie sie aus dem Laden oder Ihrem Kleiderschrank kennen.

Vom Feld über die Fabrik bis in den Kleiderschrank. Richtig lebendig wird East-West Denim aber erst durch seinen Besitzer, durch die unvermeidlichen Witterungs- und Abnutzungserscheinungen, die das tägliche Tragen mit sich bringt. Nach gewisser Zeit bilden sich im Schoßbereich Tragefalten und in den Kniekehlen sogenannte „Honigwaben“. Der alles sagende „Strich“ an der Außenseite der Innennaht wird sichtbar. Auf der Tasche, in die Sie immer Ihre Geldbörse stecken, kann man langsam die Konturen erkennen. Diese Jeans ist nicht nur „etwas Echtes“. Sie gehört wirklich zu Ihnen.
                            Das Erkennungsmerkmal
Das Erkennungsmerkmal
Paul L. Underwood ist der frühere Chefredakteur von Ralph Lauren Digital. Er lebt mit seiner Frau und Tochter in Austin, Texas.
  • Mit freundlicher Genehmigung der Ralph Lauren Corporation