RL – Fragen Und Antworten: Carolyn Murphy

Das Supermodel und die viel beschäftigte Mutter über ihren Spagat zwischen Karriere, Muttersein und dem Leben unterwegs

Carolyn Murphy wurde in den 1990ern als Teenager entdeckt schon bald zu einer Institution auf den Laufstegen und den Titelseiten der besten Modemagazine der Welt – darunter auch die Vogue, die sie 1999 als eines der „Models des Jahrtausends“ bezeichnete. In den darauffolgenden Jahren erweiterte das in Florida geborene Model seinen ohnehin schon umfangreichen Lebenslauf um die Jobs Designerin, Geschäftsfrau und Mutter..

Man könnte sagen, sie hat wirklich alles, was das Herz begehrt. Außer Freizeit.

„Wie wahrscheinlich bei jeder berufstätigen Mutter – und ich bin noch dazu alleinerziehend – bin ich diejenige, an der alles hängenbleibt“, sagt sie. „Aber ich bin trotzdem sehr dankbar und liebe es zu geben. Und solange ich Zeit für ein heißes Bad und hin und wieder ein Wochenende in der Natur habe, funktioniere ich gut und bin freundlich zu allen!“ Hier spricht Murphy über die Bedeutung von Komfort, wie wichtig es ist zu wissen, was man mag, und warum Perfektion überbewertet wird.

Inwieweit würden Sie sagen, dass Ihr tatsächliches Leben von dem abweicht, was die Menschen denken?
Ein typischer Tag in meinem Leben ist sicher nicht so spannend, wie die Menschen glauben! Ich stehe früh auf, obwohl ich überhaupt kein Morgenmensch bin, sorge dafür, dass mein Kind und die Hunde aus dem Haus kommen, beantworte ein paar E-Mails und Textnachrichten (oder auch nicht), recherchiere einige Ideen und Inspirationen, gehe ins Studio, um Spaß als Model zu haben, überlege mir, wie ich das Abendessen zubereite und meine Tochter Dylan pünktlich zu ihrem Reitunterricht bringe, um schließlich über einer netten Unterhaltung mit meinem Kind und einem guten Buch den Tag zu beenden./p>

Wie finden Sie Zeit für sich selbst?
Ich bin furchtbar schlecht darin, mir Zeit für mich selbst freizuschaufeln und beschwere mich schon seit langem darüber. Kürzlich habe ich eine Liste mit Dingen erstellt, die ich in einem Monat erledigen wollte, und habe bis heute nichts davon in Angriff genommen. Darunter befanden sich Vorhaben wie ein Besuch der William Eggleston Ausstellung [in der David Zwirner Galerie in New York], der Agnes Martin Ausstellung [im Guggenheim Museum], Yoga, Akupunktur, ein Livekonzert im Terminal 5, ein Kinofilm im IFC und ein Wochenendkurs im Open Center. Eines Tages werde ich es schaffen, alles unter einen Hut zu bekommen.

Bei all Ihrer Erfahrung auf dem Gebiet der Mode – gibt es auch Momente, in denen Sie nicht wissen, was Sie anziehen sollen?
Es gibt so viele Anlässe, bei denen ich mir nicht sicher bin, was ich tragen soll und ich frage mich dann: Kleide ich mich für mich selbst oder spiele ich eine Rolle, um die Erwartungen der anderen zu erfüllen? Das ist ein lustiger Dialog, den wir Models immer wieder führen. Ich mag es bequem und ungeschminkt, ich liebe Jeans, Stiefel und ein T-Shirt mit einer Jacke – aber das passt nicht so gut zum roten Teppich!

Wie hat sich Ihr Stil im Laufe der Zeit entwickelt?
Mein Stil ist im Laufe der Jahre ziemlich konstant geblieben, abgesehen von der Tatsache, dass ich heute mehr Geld für Qualität und zeitlose Dinge ausgebe. Das Einzige, was ich heute anders mache, ist, dass ich nicht mehr so experimentierfreudig bin. Ich weiß, was mir gefällt, und bleibe auch dabei.

Welcher Gegenstand befindet sich am längsten in Ihrem Kleiderschrank?
Die Stücke, die am längsten in meinem Kleiderschrank sind und die ich immer noch trage, sind vermutlich meine Vintage-Jeans. Ohne sie könnte ich nicht leben und ohne meine Tea-Dresses auch nicht. Beides sind absolute Klassiker.

Hat Ihre Tochter Ihren Modestil bereits übernommen?
Ich denke nicht, dass sie von mir Stilideen übernehmen möchte! Die Kids von heute sind ihrer Zeit so voraus und ändern ihre Vorlieben ständig, weil sie durch das Internet Zugang zu allen möglichen Stilrichtungen haben. Wenn sie sich in einem all-American-Look kleidet, dann kommt sie meinem Stil wohl am nächsten. Sie leiht sich auch gerne mal eines meiner Vintage-T-Shirts aus, was derzeit vermutlich eher ihrem Alter entspricht.

Was haben Sie durch das Muttersein gelernt?
Ich habe so vieles gelernt, dass die Liste dieser Dinge wahrscheinlich einen Kilometer lang wäre – und ich bin immer noch nicht am Ziel. Mutter zu sein ist das größte Geschenk überhaupt. Von dem Moment an, als Dylan auf die Welt kam, war mir klar, dass sie meine Lehrerin sein würde. Sie ist so eine alte Seele und sehr klug.

Das Wichtigste ist, dass man nicht versucht, perfekt zu sein. Das gibt es einfach nicht, und es ist viel besser für unsere Kinder, wenn sie uns mit unseren Fehlern und menschlich erleben – das hilft ihnen, später besser durch die Stromschnellen des Lebens zu gelangen. Ein weiteres wichtiges Thema ist, zu erkennen, dass Kinder eine eigene Identität haben, die sie entdecken müssen. Ich musste auch feststellen, dass ich mich in der Schwangerschaft und den ersten Jahren zusammen mit meinem Kind am schönsten und am speziellsten empfand.

Auf Instagram zeigen Sie viele Bilder von sich am Strand und beim Surfen. Wann haben Sie mit dem Surfen begonnen?
Die Leidenschaft fürs Surfen habe ich von meinen Onkeln geerbt, die in den 1970ern von Virginia nach Kalifornien zogen. Sie studierten an der University of California in Santa Barbara und surften in Rincon, sodass wir bei jedem Familienurlaub in Nags Head und Kitty Hawk in der Brandung spielten. Einer meiner Onkel entwickelte außerdem die Logos für [einige Surfermarken], sodass es uns beim Surfen an nichts fehlte. Als ich 1997 Costa Rica für mich entdeckte, war es um mich geschehen – wobei mich der Lifestyle mehr begeisterte als das Hobby an sich.

Was gibt Ihnen das Surfen, dass es Sie immer wieder an die Küste lockt?
Das Beste am Surfen ist für mich das Wasser. Es hat so etwas Reinigendes, es wäscht einfach alles ab. Es hat auch etwas Meditatives, sich einfach auf die Umgebung, die Natur und den Augenblick zu konzentrieren oder einfach nur mal allein zu sein. Ich integriere es einfach so in mein Leben, dass ich immer dorthin reise, wo ich das ganze Jahr surfen kann.
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