Die Welt durch sein Objektiv

Der Fotograf Nate Lemuel reflektiert über die Dokumentation des Indian Market in Santa Fe im Jahr 2022, seine Jugend im Reservat der Navajo Nation und darüber, wie Menschen die indigenen Völker besser unterstützen können

Yá’át’ééh shí éí Nate Lemuel yíníshyé’.
Tó’dích’íinii ei nishłį́.
’Kin l ichii'nii  éí bá shíshchíín.
Hashk'aa hadzohi ’‘éí dashicheii.
Tachii'nii ‘éí dashinálí.

Hallo, ich heiße Nate Lemuel.
Ich gehöre zum Clan der Bitteren Wasser.
Ich stamme aus dem Clan der Rothausmenschen.
Meine Großeltern mütterlicherseits gehörten dem Yucca-Früchte-auf-Leine-aufgereiht-Clan an.
Und meine Großeltern väterlicherseits gehörten zum Clan der Roten, die ins Wasser laufen.

Ich wurde im Reservat der Navajo Nation geboren und bin dort aufgewachsen. Seit meinem 16. Lebensjahr habe ich immer eine Kamera dabei und mache Bilder von meiner Familie und den Landschaften in meiner Heimat Shiprock, New Mexico. Anderen zu zeigen, was ich dort sehe und so Erinnerungen zu schaffen, ist ein wunderbares Ausdrucksmittel für mich. Als Jugendlicher wurde mir klar, wie wichtig meine indigene Kultur und die Traditionen sind. Meine Großeltern, meine Familie und meine Navajo-Lehrer in der Schule brachten mir unsere traditionellen Bräuche und Weisheiten bei. Als ich in meiner Gemeinde Shiprock, New Mexico, zum jungen Erwachsenen heranwuchs, entdeckte ich, wie bedeutsam unsere Identität als gesamte indigene Gemeinschaft ist. Unsere Vorfahren haben unsere Traditionen mit so viel Respekt und Ehre gepflegt und weitergegeben, und wir tun unser Bestes, um diese uns in jungen Jahren vermittelten Lehren zu studieren und zu bewahren. Unser traditionelles Wissen und unseren Lebensraum als geeintes indigenes Volk zurückzuerobern ist eine der großen Herausforderung unserer Zeit, und wir werden niemals unseren Zusammenhalt und unsere Solidarität füreinander aufgeben.

Die indigenen Reifentänzer Sky Duncan (Arikara, Hidatsa, Mandan) und San Carlos (Apache)
Die indigenen Reifentänzer Sky Duncan (Arikara, Hidatsa, Mandan) und San Carlos (Apache)

Auf dem Indian Market in Santa Fe werden zahllose indigene Künstler aus dem ganzen Land gefeiert, und die Veranstaltung selbst inspiriert so viele Menschen, unsere Verwandten zu unterstützen. Es ist mehr als nur ein Ort, an dem man Kunst sehen kann – hier können indigene Künstler Hervorragendes leisten, sich weiterbilden und bedeutsame Partnerschaften miteinander eingehen. Jahr für Jahr habe ich an dieser Veranstaltung teilgenommen und so viel darüber gelernt, wie wichtig es ist, indigenen Völkern Anerkennung, Respekt und Unterstützung zukommen zu lassen.

Ich fotografiere seit Jahren auf dem Markt und hatte daher zahlreiche Gelegenheiten, wunderbare Kontakte mit Menschen aus anderen Reservaten zu knüpfen. Immer wenn ich hierher zurückkehre, versuche ich, meine Familie, meine Wahlfamilie und meine Freunde zu sehen und sie nach Kräften zu unterstützen. In den letzten zwei Jahren habe ich mich für die Förderung der BIPOC- und LGBTQIA2S+-Communities auf dem Land der Tiwa Pueblo hier in Albuquerque, New Mexico, eingesetzt. Meine Fotografie hat es mir ermöglicht, der Navajo Nation während der COVID-19-Pandemie zu helfen. Dabei habe ich nicht nur Hilfsgüter für Organisationen geliefert, sondern auch Bilder aufgenommen, um für Unterstützung für meine Community zu werben.

Kinder in der Innenstadt von Santa Fe
Kinder in der Innenstadt von Santa Fe

Ich empfinde Dankbarkeit und Respekt für mein Volk und unser Land und halte es für äußerst wichtig, dass wir uns weiterbilden und die Sicherheit aller gewährleisten, von den Jugendlichen bis zu unseren älteren Mitbürgern. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, wie es ist, als Kulturschaffender in Vollzeit zu arbeiten. Mit den Labels „schwul“ und „queer“ offen umzugehen, war nicht einfach, aber ich lasse mich nicht einschüchtern. Ich lerne aus meinen Erfahrungen, damit ich anderen besser helfen kann. Und ich stelle immer Fragen, wenn ich es für nötig halte.

Die Diné-Powerlifterin Monica Chaffin, in einem Look von Jamie Okuma, bei der 100. jährlichen Indigenous Fashion Show in Santa Fe
Die Diné-Powerlifterin Monica Chaffin, in einem Look von Jamie Okuma, bei der 100. jährlichen Indigenous Fashion Show in Santa Fe

Aufgrund der Pandemie war dieses Jahr für viele Künstler nicht leicht. Ich halte es für sehr wichtig, indigene Communitys zu unterstützen, denn wir tun uns heutzutage eher schwer, einander in unserer Gemeinschaft zu helfen. Zudem habe ich erlebt, wie es ist, als Fotograf in der Modebranche zu arbeiten, und finde, dass alle – vor und hinter der Kamera – sich dafür öffnen sollten, mehr über unsere Kultur zu erfahren und sie wertzuschätzen. Sie ist kein Kostüm und keine Requisite. Es gibt 574 offiziell anerkannte Stämme hier in den USA. Jeder davon hat heilige Wurzeln und sollte mit Respekt repräsentiert werden. Wir brauchen eine klare, starke Definition, was Respekt bei der Darstellung unserer Kultur bedeutet, und davon, was wir als heilig betrachten. Heute kann man indigene Völker z. B. über die sozialen Medien und das Internet unterstützen und sich für sie einsetzen. Vergewissern Sie sich dabei aber, dass Ihre Quellen korrekt sind, und stellen Sie immer Fragen, vor allem, wenn Sie selbst kein Ureinwohner sind. Wenn Sie den Markt besuchen, sollten Sie nicht vergessen, dass Sie sich hier und im gesamten Land auf indigenem Land befinden. Unterstützen Sie uns weiter, indem Sie sich informieren, wer wir sind, und indem Sie uns Raum geben, zu sprechen und unsere Gemeinschaften zu vertreten. Wir sind die ursprünglichen Hüter dieses Orts und geben dieses Wissen weiterhin an andere weiter.

Designerin Penny Singer (Diné/Navajo)
Designerin Penny Singer (Diné/Navajo)
Die Dena'ina Athabaskan, aschkenasische und russische Künstlerin Ruth Miller aus Anchorage, Alaska
Die Dena'ina Athabaskan, aschkenasische und russische Künstlerin Ruth Miller aus Anchorage, Alaska
Fotografin Hannah Manuelito (Diné)
Fotografin Hannah Manuelito (Diné)
Musikerin KP alias Black Belt Eagle Scout vom Stamm der Swinomish
Musikerin KP alias Black Belt Eagle Scout vom Stamm der Swinomish
Jayli Fimbres, Naiomi Glasses und Tavares Andres in Designs von Lauren Good Day bei der 100. jährlichen Indigenous Fashion Show in Santa Fe
Jayli Fimbres, Naiomi Glasses und Tavares Andres in Designs von Lauren Good Day bei der 100. jährlichen Indigenous Fashion Show in Santa Fe
Das Model Angelo mit Prados Beauty im Backstage-Bereich für den Diné/Navajo-Designer Orlando Dugi
Das Model Angelo mit Prados Beauty im Backstage-Bereich für den Diné/Navajo-Designer Orlando Dugi
Sky Duncan beim Pathways Indigenous Arts Festival, einer dreitägigen Veranstaltung im Buffalo Thunder Resort & Casino der Pueblo-Siedlung in Pojoaque, New Mexico
Sky Duncan beim Pathways Indigenous Arts Festival, einer dreitägigen Veranstaltung im Buffalo Thunder Resort & Casino der Pueblo-Siedlung in Pojoaque, New Mexico
Santa Fe Plaza in der Innenstadt
Santa Fe Plaza in der Innenstadt
<em>Links</em>: Künstler und Musiker Ryan Dennsion der Diné/Navajo; <em>Rechts</em>: Apothekerin Arianna Lauren von den Quw'utsun'/Cowichan
Links: Künstler und Musiker Ryan Dennsion der Diné/Navajo; Rechts: Apothekerin Arianna Lauren von den Quw'utsun'/Cowichan
  • Mit freundlicher Genehmigung von Nate Lemuel