Familienbande

Anlässlich des Beginns einer neuen Zusammenarbeit mit Polo spricht FEED-Gründerin Lauren Bush Lauren über die Arbeit mit ihrem Schwiegervater und über das, was sie in 12 Jahren als CEO gelernt hat

Als Studentin in Princeton verbrachte Lauren Bush Lauren die Semesterferien mit Reisen im Auftrag des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in einige der ärmsten Länder der Welt. Besonders bewegte sie das Elend hungernder Kinder. Diese Erlebnisse aus erster Hand ließen in ihr den Wunsch, zu helfen, immer größer werden. Allerdings „fühlte ich mich jahrelang frustriert, da ich einfach nicht wusste, was ich tun sollte“, erinnert sich Lauren Bush Lauren. „Meine Freunde fragten mich, was sie tun könnten,und ich sagte ihnen ,Naja, spendet Geld oder unterschreibt eine Petition‘. Aber all das fühlte sich extrem passiv an.“

Das änderte sich in ihrem dritten Studienjahr, in dem ihr die Idee kam, eine wiederverwendbare Tasche mit einer erkennbaren, transparenten Spende für eine Schulverpflegung zu entwerfen. Zwölf Jahre später hat ihr Unternehmen, FEED, über 107 Millionen Mahlzeiten gespendet, und erst vor Kurzem hat sie einen Laden mit Café im Dumbo-Viertel in Brooklyn eröffnet. „Jeder Schritt als Unternehmerin ist beängstigend und aufregend“, sagt Lauren Bush Lauren in ihrem hellen freundlichen Büro in Downtown Manhattan, in dem sie mit ihrem aus 12 Frauen bestehenden Team arbeitet. „Wir sind zwar nur wenige, aber wir können viel erreichen“, fügt sie hinzu. Bei ihrer neuesten Unternehmung arbeitet Lauren Bush Lauren mit Polo gemeinsam an einer Themenkollektion mit vier Artikeln: einer Tragetasche, einem Rucksack, einem Beutel und einer Mütze, die an die frühen Designs von FEED erinnern. Kurz vor der Einführung trafen wir sie, um mit ihr über die neue Zusammenarbeit zu sprechen, über die Beweggründe für die Kollektion und die Erfahrungen, die sie in über einem Jahrzehnt sammeln konnte.

Die Themenkollektion Polo x FEED
Die Themenkollektion Polo x FEED

Beginnen wir damit, wie diese Kollektion zustande kam. Erzählen Sie mir etwas über die Zusammenarbeit mit Ralph Lauren.

Wir haben bereits vor über einem Jahr mit Gesprächen über die Zusammenarbeit begonnen. Da Polo eine sehr charakteristische Familienmarke ist, wollten wir etwas tun, das besonders Kindern hilft. Und die Einführung im Sommer fühlte sich genau richtig an, wenn man die Materialien berücksichtigt – natürliche Jute und Leinen. Wir wollten, dass es an die Anfänge von FEED erinnert. So entstanden eine Jutetasche und Elemente wie Kupfernieten, Holzknöpfe und pflanzlich gegerbtes Leder.

Das ursprüngliche Design für FEED kam von Taschen für Lebensmittelrationen, wie ich sie überall in der Welt gesehen habe und die einen Stempel mit dem Ursprungsland trugen. Wir wollten wieder zu dieser Vorderseite mit Stempel-Design zurückkehren und die Bedeutung hervorheben, die der Kauf einer solchen Tasche hat. Zuerst entwickelten wir die Tragetasche. Eine geräumige und funktionale Tasche, die man gut auf den Wochenmarkt mitnehmen kann.Eigentlich wollten wir unterschiedliche Farbkombinationen verwenden. Bei einem Treffen schlug Ralph Lauren jedoch vor, dass wir noch einen Rucksack und eine Mütze hinzufügen, um ein wenig Abwechslung ins Spiel zu bringen und gleichzeitig den Anfängen von FEED treu zu bleiben. Ein weiterer Aspekt, der von Ralph Lauren kam, war die Aussage über die Menge der Mahlzeiten, die mit jeder Tasche bereitgestellt werden. Ursprünglich war dies in einem Innenfach der Tasche zu finden. Er jedoch sagte: „Warum ist das innen? Es sollte außen sein! “ Und ich fand die Idee einfach super. Also ist die Botschaft groß, fett und unmissverständlich zu sehen für den Polo-Kunden, der vielleicht noch nichts von FEED und unserer Mission gehört hat.

Es muss ein großartiges Gefühl sein, nochmal zu den Wurzeln der Marke und des Unternehmens FEED zurückzukehren.

Die FEED 1 Tasche gehört zu unseren Bestsellern – sie wird noch immer viel gekauft und hergestellt. Allerdings ist es einfach nur cool, wieder dorthin zurückzukehren, und dann auch noch mit dem legendären Polospieler drauf. Noch bevor ich David kennenlernte und Teil der Familie wurde, wuchs ich mit dem legendären Polospieler auf. Ihn in Verbindung mit FEED zu sehen, ist einfach großartig.

Erzählen Sie, wie Sie auf die Idee kamen, das Unternehmen zu gründen.

Es begann mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, mit dem ich als Studentin viel gereist bin. Ich reiste unter anderem nach Guatemala, Kambodscha, Tansania, in den Tschad, nach Sri Lanka und nach Kenia und konnte dort die Arbeit aus erster Hand erleben. Besonders bewegt haben mich Schulspeisungsprogramme, bei denen Kinder ein kostenloses Mittagessen, manchmal auch ein Frühstück, erhalten. Das ist oft der Hauptgrund, warum sie zur Schule gehen und dort bleiben. Und gleichzeitig habe ich mich schon immer sehr für Design interessiert. In meinem dritten Studienjahr ging ich nach Australien, wo sie uns bei den wiederverwendbaren Taschen um Jahrzehnte voraus sind. Dort hatte ich mein „Aha“-Erlebnis.

Lauren Bush Lauren im FEED-Büro in Downtown Manhattan
Lauren Bush Lauren im FEED-Büro in Downtown Manhattan

Als Sie das Unternehmen im Jahr 2007 gründeten, konzentrierten Sie sich hauptsächlich auf internationale Standorte. Inzwischen arbeiten Sie viel in den USA. Was ist der Grund für diesen Wandel?

FEED begann als Hilfsprojekt für das Ausland. Es wurde jedoch ziemlich schnell deutlich, dass wir auch hier – leider – riesigen Bedarf haben. Ca. 48 Millionen Amerikaner leben mit Ernährungsunsicherheit, und 12 Millionen Kinder leben in Haushalten mit Ernährungsunsicherheit. No Kid Hungry, unser Spendenpartner, ist eine Organisation, die wir schon sehr lange kennen. Sie konzentriert sich nicht ausschließlich auf das Schulmittagessen, sondern auch auf das Schulfrühstück und auf Speisungsprogramme für Kinder während der Sommerferien. Wir haben in den USA das Glück, ein größeres Sicherheitsnetz zu haben, aber es besteht trotzdem noch immer großer Hilfebedarf. Und in den USA wägen die Menschen ihre Ausgaben gegeneinander ab. Sie denken: „OK, ich kann entweder Lebensmittel kaufen, mein Studentendarlehen weiter abbezahlen oder meine Arztrechnungen begleichen.“

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie bei der Einführung und beim Aufbau von FEED über sich selbst gelernt haben?

Ich lerne noch immer jeden Tag dazu! Gründerin und CEO zu sein, ist eine Erfahrung, die demütig werden lässt, und gleichzeitig ein absolut faszinierendes Erlebnis. Man beginnt damit, alles selbst zu tun. Es geht also viel darum, loszulassen – zu vertrauen, zu delegieren, zu wissen, was man selbst am besten kann. Und die Disziplin zu entwickeln, Dinge, in die man nicht unbedingt so stark involviert sein muss, anderen zu überlassen.

Wie sieht ein typischer Tag im Büro für Sie aus?

Ich gehe mindestens einmal pro Woche in den Laden, wo ich dann ein oder zwei Meetings habe. Meistens bin ich jedoch im Büro. Wenn möglich, bleibe ich den ganzen Tag hier und lasse alle zu mir kommen. Allerdings bin ich auch viel unterwegs. Letztens war ich in einer Schule in der Bronx und habe mir dort das Frühstücksprogramm angesehen. Dann bin ich für den Rest des Tages im Büro gewesen. Es geht viel darum, die Verbindung mit unseren Spendenpartnern vor Ort zu pflegen.

Dekordetails im FEED-Büro
Dekordetails im FEED-Büro

Wie bekommen Sie als arbeitende Mutter mit zwei kleinen Kindern alles unter einen Hut?

Ich glaube, die Idee, alles schaffen zu können und alles gut zu machen, ist ein Mythos. Ich kann hier bei der Arbeit sein, weil ich eine großartige Kinderfrau habe, die sich um unsere Kinder kümmert. In den sozialen Medien zeigen die Menschen in der Regel keine Bilder ihrer Kinderfrauen oder das wahre Leben hinter den Kulissen – da bin ich selbst keine Ausnahme. Das erweckt bei den Menschen, die das sehen, den Eindruck, dass wir alles selbst machen. Das entspricht aber nicht der Wahrheit.

Es gibt in diesem Zusammenhang einfach zu viel unrealistischen Druck. Es ist schön, dass Sie aussprechen, wie es wirklich ist. Und jetzt, nach 12 Jahren, hat FEED über 100 Millionen Mahlzeiten gespendet. Das muss sich wirklich großartig anfühlen.

Das tut es! Bis heute konnten wir ca. 107 Millionen Mahlzeiten spenden. Wir hatten uns für unser 10-jähriges Jubiläum 2017 die 100-Millionen-Marke als Ziel gesetzt. Das war ein internes Ziel und wir wollten es nicht veröffentlichen, rein für den Fall, dass es uns nicht gelingen würde – aber wir haben es geschafft! Darauf bin ich wirklich stolz.

Antonina Jedrzejczak ist die Redakteurin von RL Mag.