RL – Fragen und Antworten: JANELLE MONÁE

Die Sängerin und Schauspielerin spricht über ihren Auftritt bei der Modenschau der Herbstkollektion 2019 von Ralph Lauren, ihre Leidenschaft für Jazz und darüber, wie der Smoking zu ihrem ultimativen Stilsymbol wurde

Mit Janelle Monáe Zeit zu verbringen, ist nicht viel anders, als eines ihrer Konzerte zu besuchen. Da ist der anfängliche „Wow“-Effekt bei der ersten Begrüßung der Entertainerin, die nicht nur das Genre grundlegend verändert hat, sondern gleichermaßen für ihre Soloalben und ihre schauspielerischen Leistungen in „Moonlight“ und „Hidden Figures“ gefeiert wurde. Dann erlebt man ihre weichere, subtilere Energie, wenn sie souverän, aufrichtig und mit einer beständigen Kraft zu sprechen beginnt. Und am Ende der Zusammenkunft fühlt sich die eigene Seele ehrlich gesagt wie von dieser Energie elektrisiert an.

Es war diese Elektrizität, die jeder im Raum bei der Modenschau der Herbstkollektion 2019 von Ralph Lauren verspürte, als Monáe (wie immer von Kopf bis Fuß elegant in einer schwarz-weißen Variation eines Smokings gekleidet) im Ralph’s Club – der Jazz-Age-Nachtclub-Kulisse für den Event – auf der Bühne stand. Bei ihrem „Tour de Force“-Auftritt mit Jazzklassikern und eigenen Songs hielt es das Publikum nicht mehr auf den Stühlen – besonders, als sie sich durch den Raum sang, auf Tischen stand, Champagner in die Luft warf und dazu passend die Worte „That’s when I come alive, now let’s go wild“ heraussprudelte.​​

Hier, kurz vor ihrem Auftritt, unter einer Vorbühne im Art-Déco-Stil, teilte Monáe ihre Gedanken zu den Themen des Abends – sowohl bezüglich des Stils als auch der Songs.

Auf welche Weise fühlst du dich mit den frühen Epochen des Jazz verbunden?

Ich fühle eine tiefe Verbindung zu dieser Zeit. Viele meiner Jazzhelden lebten damals, schrieben ihre Musik und waren wirklich erhebende Geister. Ich habe immer das Gefühl, dass ich sie ehren muss, denn sie öffneten so viele Türen und mussten so vieles durchmachen, nur um sich Gehör zu verschaffen.

Das Thema Hoffnung – als Aufruf zur Stärke – zieht sich durch die Texte deiner Setliste, sowohl in den Klassikern als auch in deinen eigenen Songs. Hatte das eine besondere Bedeutung bei der Auswahl deiner Songs?

Es war nicht leicht, eine Setliste zu kreieren und in die zeitlosen Klassiker einzutauchen. Jeder einzelne Song, den ich ausgewählt habe, hat eine besondere Bedeutung für mich. Ich wollte Lieder vortragen, die eine persönliche Bedeutung für mich haben und eine Wahrheit enthalten – ganz gleich, ob diese Wahrheit hässlich, glücklich, elektrisierend, traurig oder ein Aufruf zur Auflehnung ist. Hoffnung ist untrennbar mit meiner Arbeit verbunden. Ich liebe Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald und Nat King Cole, deshalb habe ich mir ihre Versionen von „Fly Me to the Moon“, „Let’s Face the Music and Dance“ und „Smile“ schon sehr viele Male angehört. Sie haben wahre Meisterwerke geschaffen, als sie diese Songs aufnahmen.

HOFFNUNG IST UNTRENNBAR MIT MEINER ARBEIT VERBUNDEN.

Was sollte an einem Klassiker unverändert bleiben und was bringst du deiner Meinung nach als etwas Eigenes ein?

Diese Songs haben schon so lange Bestand, weil sie einfach außergewöhnliche Melodien haben und die Seele berühren. Daher gehe ich nicht einfach drauf los und arrangiere die Melodien komplett neu. Aber ich möchte schon, dass mein eigenes Selbst zum Ausdruck kommt. Ich bin nicht wirklich daran interessiert, genauso wie eines meiner musikalischen Vorbilder zu klingen. Sie inspirieren und beeinflussen mich. Aber mir gefällt auch, wer ich als Künstlerin bin und was ich mitbringen muss – und ich möchte mir selbst immer eine Chance geben.

Der Smoking ist sofort als dein Stilsymbol erkennbar – was ist deine Empfehlung, um den eigenen Look zu personalisieren?

Beginne mit der Wahrheit. Sei ehrlich. Baue deine Outfits darauf auf, wie du dich wirklich fühlst und wovon sich deine Seele angezogen fühlt. Bei mir war das eine tiefe Verbundenheit mit meinen Eltern, die aus der Arbeiterklasse stammen. Ich habe erlebt, wie sie ihre Uniformen anzogen und manchmal beim Servieren Smokings trugen. Meine Großmutter hat mehrere Jahrzehnte lang im Bezirksgefängnis bedient, also habe ich den Smoking für mich nicht als Outfit für Adelige oder nur für Kellner angesehen – ich habe ihn für mich selbst neu kreiert. Es geht um die Person und die Absichten hinter dem, was gesagt wird, wenn man dieses Outfit trägt, wenn man gegen die Klischeevorstellungen von dem, wie eine Frau aussehen sollte, wie sie sich kleiden kann oder was androgyn ist, ankämpft. Mit geht es vor allem darum, diese Geschlechterrollen und -normen zu verwischen und sie in gewisser Weise abzulehnen, gegen jeden zu rebellieren, der versucht, mich in eine Schublade zu stecken und zu sagen, dass ich mich auf eine bestimmte Weise kleiden sollte, nur damit die anderen sich wohl fühlen.

Dieser Kampf darum, der Welt eine neue Wahrnehmung von dir zu vermitteln und dein Bild neu zu definieren, zieht sich als Thema durch deine gesamte Karriere. Wo siehst du unsere Kultur derzeit in Bezug auf diese Themen?

Wir befinden uns in einer heiklen Zeit, aber gleichzeitig auch in einem Raum voller Kraft. Frauen übernehmen immer mehr Verantwortung. Wir arbeiten zusammen und konkurrieren weniger, was uns das Gefühl gibt, unser wahres Ich zeigen zu können. Ich würde sagen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, aber wenn wir unsere Einzigartigkeit feiern und sie annehmen und uns gegenseitig anfeuern, können wir der nächsten Generation von Menschen, die einfach nur ihr authentisches Leben durch Kunst und Selbstentfaltung leben wollen, vieles erleichtern.

Was hat den Ausschlag für deine Zusammenarbeit mit Ralph Lauren gegeben?

Für mich war Ralph Lauren schon immer einer der besten amerikanischen Designer. Er kennt sich sehr gut damit aus, wie man Frauen kleidet. Ich erinnere mich daran, wie ich meinen ersten Smoking und mein erstes Smokinghemd von Ralph Lauren bekommen und diese zu Beginn meiner Karriere getragen habe – und ich trage sie noch immer. Ich fühle mich darin nie altmodisch und gleichzeitig der Zeit voraus.

Wir lieben beide minimalistische und schwarz-weiße Designs, also etwas, das zugleich klassisch und futuristisch ist – je nachdem, auf welche Zeitreise man sich begibt. Wir beide genießen es, Frauen in Smokings zu sehen. Man kann den Smoking zum Rockkonzert, zur eleganten Gala und zum legeren Spaziergang um die Ecke tragen – und fällt damit immer auf. Im Smoking ist man zeitlos und doch immer aktuell.

Erzähle uns doch etwas über deinen Look für den heutigen Abend.

Ich bin auf der Bühne voller Energie. Ich bewege mich gern und viel. Ich stehe nicht gern still. Wenn man auf der Bühne steht, erwarten die Leute eine echte Performance, besonders diejenigen, die zu meinen Shows kommen. Ich wollte vermeiden, dass die Schönheit der Furchtlosigkeit – dem Wagnis, dem Elan – im Wege steht. Deshalb habe ich mich für ein Outfit im Smoking-Stil mit ärmellosem, rückenfreiem Smokinghemd und einem Rock entschieden. Es verwischt die Grenzen zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit und gibt mir das Gefühl von Bewegungsfreiheit. Ich möchte am Boden liegen und verrückte Sachen vorführen können. Ich möchte so auftreten, als wäre dies meine letzte Vorstellung.

Phillip B. Crook ist leitender Moderedakteur bei Ralph Lauren.
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