Der extra Tag: Paris

Der Redakteur und boulevardier Dan Thawley stellt uns seine ultimative Tagestour durch die Stadt der Lichter vor
In der jüngsten Ausgabe unserer Reiseserie „Extra Tag“ stellen wir Ihnen heute Paris vor. Wenn Sie das Glück haben, die französische Metropole im Rahmen einer Geschäftsreise zu besuchen, bietet es sich an, einen extra Tag anzuhängen. In dem nachfolgenden Artikel nimmt Sie der Chefredakteur von A Mag Curated By und Paris-Korrespondent von Vogue Italia Dan Thawley mit auf eine Reise zu seinen bevorzugten Ausflugszielen in der Stadt der Lichter. Dan Thawley findet „es sehr spannend, wie stark sich die Stadt in den letzten Jahren verändert und welche neuen gastronomischen und künstlerischen Angebote sie zu bieten hat“. Für den unternehmungslustigen Geschäftsreisenden auf der Suche nach dem luxuriösen Flair der Alten Welt kombiniert mit dem zeitgemäßen Esprit der Moderne (und einem extra Tag) gibt es kaum einen besseren Zeitpunkt, die Hauptstadt der europäischen Kultur neu zu entdecken.

ÜBERNACHTUNG

Sie sind in Paris. Mit dem Ritz können Sie nichts falsch machen, insbesondere seit das Hotel im Jahr 2016 für 450 Millionen USD renoviert wurde. Das Gleiche gilt für traditionelle Häuser, wie das Le Bristol und das Four Seasons George V. Daneben sollten Sie sich unbedingt auch ein Juwel am linken Seine-Ufer anschauen, das Hôtel Duc de Saint Simon zwischen dem 6. und dem 7. Arrondissement direkt neben St. Germain. Es befindet sich in einem malerischen Hotel Particulier einem Stadtpalais aus dem 18. Jahrhundert, verfügt im Souterrain über eine Bar mit Wänden aus Naturstein, einen beschaulichen Innenhof und edel ausgestattete Zimmer mit markanter Farbgebung, Möbeln im Empire-Stil und großen, bis zum Boden reichenden Fenstern. Das kosmopolitische Publikum ist so einzigartig wie die Inneneinrichtung.

FRÜHSTÜCK

Frühstück in Paris bedeutete in der Vergangenheit ein in aller Ruhe in der Brasserie an der Ecke eingenommener Milchkaffee und ein Croissant. Doch auch die Franzosen tragen dem rasanten Lebensstil internationaler Reisender und deren Frühstücksgewohnheiten neuerdings Rechnung. Paradebeispiel: In den Vierteln Marais oder Canal St. Martin eröffnen immer mehr Locations, auf deren Karte Cold-Brew-Kaffee zu finden ist. Sei es das Fragments, das Café Mericourt oder das Ten Belles, der Gast wird mit Latte Macchiato mit Sojamilch und auf Wunsch zubereiteten Varianten des beliebten Avocado-Toasts verwöhnt. Wenn morgendliches Schlangestehen (oder Kohlehydrate) Sie nicht abschrecken, sollten Sie sich die legendären Eierkuchen im Holybelly nicht entgehen lassen. Ist Ihnen jedoch eher nach einem grünen Saft oder einem Smoothie zumute, ist das vegane Frühstücks- und Kaffeelokal Wild & The Moon die bessere Wahl. Im Marais wurden in den letzten zwei Jahren gleich drei Locations eröffnet (einschließlich in der neuen, von Rem Koolhaas entworfenen Kunststiftung Lafayette Anticipations). Als Frühstücks-Location ist das „Wild“ mit hausgemachtem Knuspermüsli, Superfood-Bowls mit frischem Açai, Matcha-Latte und kaltgepressten Säften heißbegehrt.

KULTURPAUSE AM VORMITTAG

Das Marais bietet die beste Auswahl an moderner Kunst. Wenn Sie hier gebruncht haben, sind es nur ein paar Schritte zur Rue de Turenne, wo Sie erstklassige Galerien mit Werken von jungen Künstlern von Weltrang wie Emmanuel Perrotin und Almine Rech vorfinden. Auf dem Weg zu dem von Richard Rogers und Renzo Piano entworfenen Centre Pompidou dem größten Museum für moderne Kunst in Europa, stellt die neue Balice Hertling in der Rue St. Martin stets überraschende New Media Art von aufstrebenden Künstlern aus.

MITTAGESSEN

Nachdem Sie den Morgen als Kultur-Gourmet verbracht haben, ist Ihnen ganz sicher nach einem Mittagessen zumute – am besten mit Blick auf das Pariser Treiben. Das neue italienische Restaurant Loulou im Musée des Arts Décoratifs (ja, im Louvre kann man in der Tat essen) bietet einen unübertroffenen Blick auf den Jardin des Tuileries und bei gutem Wetter die Möglichkeit, im Freien zu speisen. Im Herzen von St. Germain erwartet Sie das Restaurant von Ralph Lauren. Mit seiner einladenden Inneneinrichtung und einem schicken Innenhof bietet das Ralph’s das perfekte Setting, um Klassiker der gehobenen, amerikanischen Küche (sei es das Steak aus Rindfleisch von Mr. Laurens Ranch in Colorado oder Hummer direkt aus Maine) mit einer beindruckenden Auswahl an französischen und amerikanischen Weinen zu servieren. Eine wirklich charmante Zeitreise ins Frankreich von einst erleben Sie im Les Deux Abeilles. Das etwas verborgen am westlichen Ende der Rue de l’Université gelegene Restaurant ist allein schon wegen seiner Quiche mit Salat nach Bauernart den Weg wert. Am Nachmittag wird Tee gereicht und das üppige Büffet lockt mit Köstlichkeiten wie Zitronen-Baiser-Torte, Tarte Tatin und Schokoladenkuchen.

ERKUNDUNGSTOUR AM NACHMITTAG

Paris ist stolz auf seine zahlreichen edlen und vorbildlich gepflegten Parks mit beschaulichem Ambiente, doch es gibt auch Grünflächen, die zu Aktivitäten einladen. Coulée Verte Réne Dumont auch „Promenade Plantée” genannt, ist seit dem Beginn der 1990er Jahre ein gut gehütetes Geheimnis. Der von Bäumen gesäumte Spazierweg ist 4,5 km lang (die High Line in New York ist ihm nachempfunden) und erstreckt sich von der Bastille bis zum größten öffentlichen Landschaftspark, dem Bois des Vincennes. Hier bietet sich ein Picknick an, Sie können ein Ruderboot mieten oder am Rande des Parks an dem pittoresken See ganz einfach ein Buch lesen. Am anderen Ende der Stadt erwartet Sie das Musée Albert Kahn, dessen Gärten im Westen an den Bois de Boulogne angrenzen. Hier erleben Sie ein unfassbares Patchwork unterschiedlicher Stilrichtungen der Gartenkunst, angefangen bei klassizistischen Grünanlagen im englischen oder französischen Stil über japanische Wassergärten bis hin zu subalpinen Grassteppen.

ABENDESSEN UND DRINKS

Die kulinarische Tradition der französischen Metropole tendierte in der Vergangenheit eher zu formellen Abendessen oder lockeren Brasserien – dazwischen gab es kaum innovative Alternativen. Doch in der Gegenwart haben junge Gastronomen eine Vielzahl an Restaurants eröffnet, die mit neuen, internationalen kulinarischen Kreationen aufwarten. Mehr und mehr stellen sie sich auf den Trend zu den inzwischen sehr beliebten Naturweinen, zu Häppchen, lokalen Zutaten und Einflüssen ein, die von der spanischen bis hin zur japanischen Küche reichen. Diese Gastronomie-Tempel haben ihren Ruf Küchenchefs wie Inaki Aizpitarte zu verdanken, dessen legendäre Restaurants Chateaubriand und Le Dauphin in der Avenue Parmentier praktisch Seite an Seite miteinander wetteifern. Das Chateaubrind bietet ein köstliches und unkonventionelles Degustations-Menü, während das Le Dauphin sich durch Gerichte mit nur einer Zutat auszeichnet, wie das berühmte Txangurro mit Teufelskrabben oder köstliche Pecorino-Tapioca-Würfel.

Für alle, deren Erlebnishunger noch nicht gestillt ist, bietet Paris auch eine Auswahl an kulinarischen Locations mit historischem Hintergrund und unvergesslichem Setting. Das Caviar Kaspia ist eines der angesagtesten Treffpunkte dieser Art. Serviert werden in dem vom Jetset immer wieder gern besuchten Restaurant Kaviar-Kartoffeln mit eiskaltem Wodka, seit Jahrzehnten ein Must-have bei der Pariser Fashion Week. In dem hinter dem Palais Royal und nur ein paar Schritte vom neu eröffneten Ritz Hotel entfernt gelegenen Le Grand Vefour bietet Guy Martin im prachtvollen Dekor aus dem 18. Jahrhundert Gourmetküche vom Feinsten, für die das Restaurant mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde. Gönnen Sie sich in der Bar Hemingway (oder der nahegelegenen Ritz Bar) einen der legendären Cocktails von Barkeeper Colin Field, ganz sicher die beste Wahl, um den Tag entspannt ausklingen zu lassen.

Dan Thawley ist Chefredakteur von A Magazine Curated By und Paris-Korrespondent von Vogue Italia.
  • FOTO VON JASPER STEL/EYEEM/GETTY
  • FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON HÔTEL DUC DE SAINT SIMON
  • FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON CAFÉ MERICOURT; WILD & THE MOON
  • FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON RALPH LAUREN
  • FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON CAVIAR KASPIA; LE CHATEAUBRIAND; RITZ PARIS