DIE ENTSTEHUNG EINES KLASSIKERS

DIE GESCHICHTE VON NEUN DESIGNS, DIE ZU DEN ERFOLGREICHSTEN VON RALPH LAUREN ZÄHLEN

Susan Lacy konnte in ihrer HBO-Dokumentation „Very Ralph“ sehr schön zeigen, dass die einzigartige Magie von Ralph Lauren sofort erkennbar ist. Ein bestimmter marineblauer Farbton, der Schnitt einer Jacke, die Fusion scheinbar unterschiedlicher Einflüsse in einem visionären Style – es ist Qualität, die Designs über Jahrzehnte hinweg vor dem schnelllebigen gesellschaftlichen und ästhetischen Wandel schützt. Hier haben wir neun Beispiele für diese Vision zusammengestellt, die alle aus seiner neuen Klassiker-Damenkollektion stammen und einen eigenen festen Platz im Pantheon von Ralph Laurens zeitlosem Geschmack innehaben.

DER TWEED-BLAZER

Dieser Tweed-Blazer mit Fischgrat in Anlehnung an eines von Ralph Laurens eigenen Lieblingsjacketts, das er 1979 bei einer Werbung für einen Polo-Duft trug, ist seit der Modenschau der Herbstkollektion 2016 der Inbegriff seines charakteristischen Stils. Über all die Jahre hinweg war seine Frau Ricky die wichtigste Muse für Ralph Laurens Inspirationen – und erst nachdem er ihr zu Beginn der 70er-Jahre ein Reitersakko für Jungen geschenkt hatte, entschloss er sich, auch Damenmode zu entwerfen, um dem weiblichen Publikum die gleichen eleganten Produkte und dieselbe Fertigungsqualität bieten zu können wie seinem männlichen Klientele. Seine erste Blazer-Kollektion für Damen im Herbst 1972 umfasste verschiedene Silhouetten aus Harris-Tweed, von Reitersakkos bis zu Versionen mit Blasebalgtaschen im englischen Landhausstil. Die für Ralph Lauren charakteristische Art der Neuinterpretation ist zum Markenzeichen geworden. Bei diesem Modell wurde der authentische Look der frühen Tweed-Blazer beibehalten, das Tragegefühl aber dank des Fischgrat-Wollmischgewebes aus einer traditionsreichen und innovativen italienischen Weberei weicher ausgeführt und veredelt.

DER RL-BLAZER

Der Zweireiher steht für eine der Lieblingsepochen von Ralph Lauren: die 30er-Jahre – eine Zeit, in der nicht nur der Herzog von Windsor, sondern auch Hollywood-Stars Blazer aus unzähligen extravaganten Materialien und in den unterschiedlichsten Styling-Kombinationen zur Schau trugen. Der RL-Blazer unterscheidet sich von einem Sakko oder einem Anzugjackett durch Knöpfe aus Silber oder Messing, die ihren Ursprung in den Messingknöpfen der Regimentsuniformen von Offizieren haben. (Der Herzog von Windsor galt als besonders leidenschaftlicher Sammler antiker Regimentsknöpfe, denen er den Zutritt zum gesellschaftlichen Zirkel des „Button Club“ von Palm Beach verdankte. ) Der hier abgebildete Blazer mit überlappender Silhouette aus modernem Wollstretch stammt von den Militärtuniken des 18. Jahrhunderts ab. Der Schnitt ermöglichte es rechtshändigen Schwertkämpfern, die an der linken Hüfte liegende Klinge ungehindert zu ziehen. Ralph Lauren bevorzugt diesen eleganten Schnitt aber vielmehr aufgrund seiner betonten V-Form, die an den Schultern breiter ist, über ein steigendes Revers und eine schmalere Taille verfügt und so die weibliche Körperform hervorzuheben vermag.

DIE FRANSENJACKE

Der legendäre amerikanische Westen hat die Fantasie von Ralph Lauren schon immer beflügelt, ob nun mit den klassischen Cowboyfilmen seiner Helden John Wayne und Gary Cooper oder mit seinen Familienaufenthalten auf der eigenen Ranch in den Bergen von Colorado. Die Wildlederjacke mit besonders langen Fransen verkörpert diese alte Liebe Ralph Laurens in einer Silhouette, die er seit über 50 Jahren immer wieder neu erfindet: Ob aus braunem Wildleder mit ausgeprägter Patina zur Einführung von Polo Western im Jahr 1978, aus elegantem weißem Leder für eine Themenkollektion für Damen im Sommer 2019 oder in dieser vorliegenden Idealform aus geschmeidigem hellbraunem Lammwildleder, das aus einer Gerberei stammt, die für ihre besonders hochwertige Qualität bekannt ist.

DER SMOKING

Der nach traditionellen Techniken der Herrenschneiderei gefertigte Smoking von Ralph Lauren nimmt sich den persönlichen Stil von Ralph Laurens Ehefrau und Muse Ricky zum Vorbild, aber auch den der glanzvollen Stars der 1930er-Jahre wie Marlene Dietrich. Der Smoking hat mit der Zeit einen Statuswandel erfahren: Während er im späten 19. Jahrhundert als eine Jacke für informelle Dinner im Privaten oder für die geschlossene Gesellschaft eines Clubs getragen wurde, so ist der Smoking heute der Inbegriff formeller Kleidung. Ein amerikanisches Paar aus Tuxedo Park, New York, das in London zu Besuch war, machte das „Smokingjackett“, wie der Smoking auch heute noch außerhalb der USA genannt wird, populär. Auslöser war ein gemeinsames Dinner mit dem Prince of Wales, der den Komfort des Smokings dem eines traditionellen Fracks und einer weißen Krawatte, wie sie für formelle öffentliche Anlässe üblich waren, vorzog. Unser klassischer RL-Smoking baut auf dieser Tradition auf, indem er ein leichtes, komfortables Tragegefühl mit einem eleganten und strukturierten Look für Damen in sich vereint. Das Jackett wird aus Stretch-Wollcrêpe gefertigt, der aus einer italienischen Weberei stammt, die sich schon in der vierten Generation in Familienhand befindet und die bereits seit der Zeit, in der Smokings in Mode kamen, auf die Produktion hochwertiger Wolle spezialisiert ist.

DER FLAGGENPULLOVER

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite von Ralph Laurens Elternhaus in der Bronx in New York wehte an einer Fahnenstange eines Schulhofs stolz die amerikanische Flagge. Dieses Symbol sollte ihn stets begleiten. Es stand Pate für den mittlerweile klassischen Flaggenpullover, der zum ersten Mal im Herbst 1989 auf dem Laufsteg zu sehen war und Ralph Lauren nur neun Jahre später inspirierte, für die Restaurierung eines der wertvollsten Schätze Amerikas zu spenden: das Star-Spangled Banner, diese von der Schlacht beschädigte Flagge, die Francis Scott Key in seiner Nationalhymne besingt und die heute im Smithsonian’s National Museum of American History in Washington, D. C. aufbewahrt wird. Der Flaggenpullover steht symbolhaft für den amerikanischen Stil und besteht aus einer Intarsienstrickerei aus 5-fädigem Kaschmir, der aus „kardiertem“ Garn gesponnen wird (dieses Verfahren macht die Fasern besonders weich). Anschließend wird der Pullover mit 13 Sternen bestickt und von Hand mit Überwendlingsstichen versehen.

DAS SAFARIKLEID

Ralph Lauren liebte schon immer das Abenteuer und die freie Natur. So entwarf er seine erste Safarijacke aus Baumwollchino für Damen in den frühen 70er Jahren. Später kam für seine Modenschau im Frühjahr 1984 die erste Safari-inspirierte Kollektion für Herren, Damen und Kinder hinzu. Im Laufe der Jahre wurde der Traum Ralph Laurens vom Safarileben charakteristisch für seine Designs. Dabei bediente er sich einerseits der romantischen Strahlkraft von Expeditionen aus den 1930er-Jahren, andererseits beispielsweise des Werkes „Jenseits von Afrika“ von Karen Blixen und dessen Verfilmung 1985 mit Meryl Streep. Dieses Kleid ist eine luxuriöse Ausführung des Safaristils und war Höhepunkt von Ralph Laurens Modenschau im Frühjahr 2015. Es wurde nach dem Vorbild des archivarischen Kleides entworfen, das Laurens Schwiegertochter Lauren Bush Lauren dann 2018 anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums trug. Dieses Hemdkleid ist jetzt knielang und wird aus italienischem Seidentaft mit zahlreichen Utility-Taschen, einer im Rücken gesmokten Taille und einem Trapunto-Gürtel gefertigt.

DER CABAN

Ralph Lauren war Vorreiter der Idee, zweckgebundene Kleidungsstücke, die Teil einer Arbeitskluft oder Militäruniform waren, in elegante, moderne Sportswear zu verwandeln. Der Caban war seit 1881 Standardelement der US-Navy-Uniform und entwickelte sich aus einem Zweireiher, der von den Seemännern der British Royal Navy getragen wurde. Die Matrosen mussten damals in die Takelage klettern, um die Segel zu lösen und zu entfalten. Das war eine schwierige Aufgabe, bei der man Schutz vor Wind, Regen und den scheuernden Seilen benötigte. Der kurze Schnitt der schweren Wollmäntel ermöglichte eine größere Bewegungsfreiheit in der Takelage (und die Mäntel waren fast immer blau, passend zu den blauen Matrosenanzügen, die im Winter getragen wurden). Dieser definitiv edle Caban bleibt den robusten Eigenschaften seines Vorbilds treu, hebt aber das Luxuriöse hervor – angefangen von der leicht keilförmigen Silhouette über die charakteristischen Knöpfe mit graviertem „RL“-Anker bis zu dem beidseitigen Woll- und Kaschmirgewebe von einem der besten Kaschmirlieferanten weltweit.

DIE FELDJACKE

Dieses Modell nach dem Vorbild stark beanspruchter Feldjacken zeigt deutlich, dass Ralph Lauren an unerwarteten Stellen Schönheit entdecken kann, eben auch in den Shops für Militärbekleidung von Army und Navy, in die er als junger Mann häufig ging. Die M-1943-Feldjacke bestand zur Zeit des Zweiten Weltkriegs aus robustem Twill und stattete die amerikanischen Soldaten für ihre weltweiten Feldzüge aus, ob im verschneiten Nordeuropa oder im regnerischen Südpazifikraum. Nach dem Krieg, als die Feldjacke ihren Eroberungszug in der populären Mode antrat, standen Vielseitigkeit und Tragbarkeit im Einklang mit der konterkulturellen Bewegung der späten 60er-Jahre. Diesen revolutionären Geist strahlt sie auch heute noch aus. Unsere Version präsentiert ein neuartiges Nebeneinander von authentischem Utility-Style und eleganter, moderner Praktikabilität. Die Jacke wird aus strapazierfähigem italienischem Baumwollsegeltuch mit Korbmuster gefertigt und zeichnet sich durch außergewöhnliche Weichheit und einen edlen Fall aus. Die speziellen Brusttaschen sind mit Druckknöpfen in Antik-Optik mit „RL“-Logo versehen. Dieses Vintage-Detail stammt von Messenger-Bikerjacken, deren Taschen etwas schrägt angebracht waren, damit Karten und andere Papiere nicht herausfallen konnten.

DIE OFFIZIERSJACKE

Auf der anderen Seite des Spektrums von Militäruniformen und der Feldjacke findet sich diese formelle und hochdekorierte Offiziersjacke, deren förmliche Rangabzeichen Ralph Lauren ebenso ansprechend findet wie abgenutzten Twill. Diese Empfindung wurde zum Kern der Frühjahrskollektion 1990, bei deren begleitender Werbekampagne das Supermodel Linda Evangelista Military-Looks mit hohem Kragen trug. Unsere neue, feminine Variante der Ausgehuniform von Offizieren erinnert an die Zeit, als die höheren Ränge des britischen Militärs, die fast ausschließlich aus aristokratischen Kreisen stammten, maßgeschneiderte Kleidung trugen, um damit Autorität und Grandeur auszustrahlen, und nicht so sehr, um einem bestimmten Bedarf auf dem Schlachtfeld zu genügen. Diese schmale, geformte Silhouette aus doppelseitiger Stretchwolle ist mit einem goldfarbenen Besatz, der an Bouillonstickerei erinnert, und mit charakteristischen gewölbten Schaftknöpfen aus gegossenem Messing in Antik-Optik mit exklusivem „RL“-Kronenmotiv verziert.

Phillip B. Crook ist leitender Moderedakteur bei Ralph Lauren.
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