Hergestellt in Maine, getragen in New York

Auf den Spuren der Handwerkskunst des legendären Pennyloafers Edric von Polo Ralph Lauren

Der Pennyloafer geht auf einen Schuh zurück, der von norwegischen Bauern Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts getragen wurde. Nachdem er in den 1930er Jahren in die USA gelangt war, eroberte er mit seiner Eleganz schnell die geweihten Hallen der amerikanischen Eliteuniversitäten. Jahrzehnte später erlangte der Pennyloafer Edric von Polo Ralph Lauren eine Art Kultstatus und ist heute sowohl in der Stadt als auch auf dem Land beliebt – egal, ob elegant in Kombination mit einem Anzug oder lässig zu einer Jogginghose und einem Oxfordhemd in Knitteroptik.

Der Edric verkörpert sowohl amerikanisches Handwerk als auch Mode, und die Familie Rancourt stellt ihn mittlerweile in dritter Generation in Lewiston, Maine, her. Wir baten Kyle Rancourt, einen Schuhmacher in dritter Generation bei Rancourt & Co., uns die Schlüsselelemente des Edrics und den Prozess zu erklären, wie aus handverlesenem Leder ein sorgfältig hergestelltes Paar Schuhe wird.

Bulldog-Leder
Im ersten Schritt wird Leder von Hand ausgewählt, und zwar von der legendären Horween Leather Company in Chicago. (Der Edric wird aus einem speziellen polierten Kuhleder, dem sogenannten Bulldog, hergestellt.) Handwerksmeister von Rancourt & Co. vergewissern sich, dass nur die besten Teile des Leders ausgeschnitten werden. Nur makellose und nicht allzu dehnbare Teile werden für das Endprodukt verwendet. Sobald die Stücke zugeschnitten sind, beginnt der Schuhmacher mit der Schuhherstellung. Rancourt & Co. lässt die Oberseite ungefüttert, was den Schuh „flexibler und atmungsfähiger“ macht, wodurch er auch problemlos ohne Socken getragen werden kann. Die Hinterkappe und der Sattel werden aufgenäht – danach beginnt laut Rancourt „das Leder, Form anzunehmen.“

Handgenähte Konstruktion
„Wir bezeichnen sie als echt handgenäht“, sagt Rancourt über die traditionelle Ledermokassin-Konstruktion von Rancourt & Co. Das Leder der Oberseite wird auf einem Leisten befestigt – ein Holzblock in Fußform – und danach um die Unterseite gewickelt. „Wir nähen das Leder an den Leisten und formen es von Hand“, führt er aus. Diese Technik bietet dem Handwerker Spielraum, die Passform genau abzustimmen und das Leder so zu beschneiden und anzupassen, bis es schließlich die perfekte Form angenommen hat. Dadurch passt der Schuh nicht nur besser, sondern er hält auch länger. Indem er sich an den Fuß schmiegt, sorgt er für angenehmen Tragekomfort.

Sattel mit durchgehendem Riemen
Der Edric ist mit seinem durchgehenden Riemen am Sattel eine Hommage an den Original-Pennyloafer der 1930er-Jahre. Der Riemen verläuft quer über das Vorderblatt bis zur Sohle auf beiden Seiten. Eine elegante und edle Aufmachung, die zusätzlichen Halt bietet und die Form des Schuhs über lange Zeit erhält. Ein kleiner Exkurs zum Schlitz in der Mitte: Obwohl der Schuh als Pennyloafer bezeichnet wird, handelte es sich bei der Münze, die in den Schlitz gesteckt wurde, wohl eher um ein Zehncentstück. In den 1960er Jahren, als es noch keine Handys gab und Münztelefone weit verbreitet waren, war das recht praktisch, wenn man einen wichtigen Anruf machen musste.
Die Beefroll
Die Beefroll ist ein typisches Detail der in Maine hergestellten Loafer. Sie ist das Merkmal eines „echten handgenähten Pennyloafers“ sagt Rancourt. „Man kann den Sattel ohne Nähmaschine auf den Schuh nähen“ und zwar mit der sogenannten Rückstichmethode, die auch als Überwendlingsstich bezeichnet wird. Obwohl der Edric-Sattel zusätzlich mit der Nähmaschine befestigt wird, knüpft Rancourt & Co. dennoch an die stilprägende Tradition an.
Die Patina
Während sich der Schuh noch auf dem Leisten befindet, wird er von den Rancourt-Schustern poliert, um ihm einen eingetragenen Charakter zu verleihen. Außerdem wird das Bulldog-Leder mit der „Snuff-Methode“ bearbeitet: Hierbei werden die Poren geöffnet, wodurch mehr Polierwachs eindringen kann, was laut Rancourt „eine satte Patina mit hellen und dunklen Farbtönen“ bewirkt. Aber das ist nur der Anfang. Beim Tragen der Loafer entwickelt sich die Patina weiter und mit der Zeit erhält man unverwechselbare Schuhe mit individuellem Charakter.
Die Sohle
Das letzte Stück des Edric ist die traditionelle Ledersohle, welche mit der sogenannten Littleway-Konstruktion hergestellt wird. Rancourt erklärt: „Mittel- und Außensohle werden hierbei an die Oberseite angenäht. Der Rahmen ist deshalb dehnbar und nicht steif.“ Der Schuh kann somit auch neu besohlt werden, wodurch er praktisch unendlich lange getragen werden kann. „Wenn man ein gutes Paar Schuhe ordentlich pflegt“, so Rancourt weiter, „können sie ein Leben lang halten. Sie können zum Erbstück werden.“
Jonathan Evans ist Journalist und Herausgeber. Seine Artikel erschienen in GQ, Esquire, Complex und vielen anderen Zeitschriften. Er lebt mit seiner Frau in Brooklyn.
  • Sean Alonzo Harris
  • MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON RALPH LAUREN CORPORATION