Edle Technik

Von der besten Espressomaschine mit Handhebel bis zu einem Lautsprecher, der genauso gut aussieht wie er klingt – sieben Beispiele für Geräte, die sowohl in technischer als auch ästhetischer Hinsicht ihres gleichen suchen

Dass Smartphones praktisch und leistungsfähig sind, ist wohl unbestritten. Die Möglichkeit, riesige Musikbibliotheken anzulegen, die Temperatur Ihrer Zweitwohnung ferngesteuert zu regulieren oder mit einem Fingerwisch ein Taxi zu rufen, hat die Welt der traditionellen Technik verändert. Dennoch gibt es Dinge, die sich nicht so einfach durch einen Touchscreen und eine App ersetzen lassen. Wir haben hier ein paar Gegenstände zusammengetragen, die nicht nur mit Funktionalität, sondern auch mit herausragender Leistungsfähigkeit, besonderem Design und altbewährter Analog-Technologie begeistern. Diese sieben Gegenstände vereinen geschätzte Tradition mit genialer Innovation und sind eine willkommene Erinnerung an die Macht greifbarer Schönheit in einer immer digitaler werdenden Welt. Ein perfekt designtes Haus verdient schließlich auch die passenden technischen Spielereien.

LINN LP12

Es gibt Produkte, die haben eine revolutionäre Tragweite und verändern die ganze Branche, sobald sie auf den Markt kommen. Andere entwickeln sich über einen längeren Zeitraum und festigen allmählich ihre Dominanz durch eine Reihe stiller, schrittweiser Verbesserungen.

Der Sondek LP12 ist eines dieser seltenen Exemplare, für die beides gilt. Bei seiner Markteinführung 1973 warf er die bis dahin unter HiFi-Kennern einhellige Meinung über Bord, dass Lautsprecher die wichtigsten Elemente einer Stereoanlage seien. Mit dem frei hängenden Chassissystem revolutionierte man die Schnittstelle zwischen Nadel und Vinyl; damit holte der Plattenspieler soviel mehr an Klanginformation aus der Rille der Schallplatte, dass Musikfans sich plötzlich noch einmal durch ihre Plattensammlung hörten und dabei von Details und Dynamik überrascht wurden, die sie vorher nicht gehört hatten.

Die Entwickler bei Linn waren aber noch nicht zufrieden mit dieser Weltveränderung und verbesserten ihr Produkt seither kontinuierlich, mit jährlichen Upgrades und Anpassungen sowie verschiedenen Zusatzausstattungen – Stromquellen, Tonabnehmern usw. –, die meistens nach der für das Unternehmen typischen, skurrilen Namensgebung getauft wurden und den Buchstaben „k“ enthielten.

Hört man Musik mit einem Sondek LP12, versteht man sofort, warum der beliebteste Tonabnehmer, der mit diesem angesehenen Plattenspieler verkauft wird, den Namen „Adikt“ erhalten hat.

B&W 800 Series Diamond

Etwa in der Mitte des ausgedehnten Filmepos Traffic – Macht des Kartells, dem Meisterwerk von Steven Soderbergh über die internationalen Verflechtungen des Drogenhandels, gibt es eine grauenhafte Szene, in der der Profikiller Francisco Flores, alias Frankie Flowers, von Mitgliedern eines rivalisierenden Kartells gefoltert wird. Einer der Folterer spielt einer Taktik folgend den guten Cop und fordert Frankie auf, sich an seinen luxuriösen Lebensstil zu erinnern. Vor Erleichterung ganz aus dem Häuschen, zählt Flowers nun ein paar der angenehmen Dinge auf, die ihm gehörten. Er beginnt mit ... einem Paar Lautsprecherboxen von B&W.

Das zeigt deutlich, wie sehr diese 1966 gegründete britische Marke für eine hervorragende Klangqualität steht. Die jüngste „Diamond“-Edition der 800er Flagship-Serie begeistert mit seidig-süßen Höhen, kernigen Mitteltönen und einem wahnsinnigen Bass sowie einem auffallenden Design in Art-déco-Optik, das an den Kühlergrill eines Vintage-Bugatti erinnert. Letzteres ist in der Welt von Ralph Lauren natürlich mehr als passend.

AUDEZE LCD-4

Es gibt drei gute Gründe, in die – nach Meinung vieler – besten auf Erden existierenden Kopfhörer zu investieren.

Erstens, ihre technische Leistung ist unvergleichlich: Die LCD-4's Double Fluxor Magnet Arrays erzeugen 1,5 Tesla, die höchste magnetische Flussdichte, die ein Produkt dieser Art erreichen kann.

Zweitens, sie strahlen puren Luxus aus. Das Gehäuse ist aus Makassar-Ebenholz gefertigt, und der Kopfhörerbügel aus Leder und Karbon sorgt für ein sehr geringes Eigengewicht und hervorragenden Tragekomfort.

Drittens, sie sind ein Schnäppchen – trotz des vierstelligen Preises. Fast alle Kenner von Stereoanlagen sind sich einig, dass erstklassige Kopfhörer – und diese hier sind die besten – ein volleres, detaillierteres Klangerlebnis bieten, als es zehn Mal so teure Lautsprecherboxen jemals könnten. Mit anderen Worten, Sie können Ihrer besseren Hälfte – oder Ihrem Buchhalter – erklären, dass Sie nicht 4.000 USD ausgegeben, sondern 40.000 USD gespart haben.

NAGRA “JAZZ” AND “CLASSIC”

Wenn Sie sich jemals gefragt haben: „Mit welchem Stereoequipment kann ich wohl am besten den jungen Jean-Paul Belmondo wieder heraufbeschwören?“, dann ist hier die Antwort darauf.

Jeder echte Cineast weiß, dass die Filme, die Stars (wie Belmondo) in den späten 1950er und frühen 1960er berühmt gemacht haben, dies dank neuer Technologie konnten. Unkonventionelle Regisseure wie Jean-Luc Godard und François Truffaut hatten eine Vision, wie sie den Film erneuern wollten. Doch erst mit dem Aufkommen leichter, tragbarer Ausrüstung konnten sie ihre Ideen verwirklichen, und auf den Straßen filmen und Paris im Wandel der jugendlichen Energie einfangen.

Ein Kernstück der Ausrüstung, die diese Revolution vorangetrieben hatte, war das Tonaufnahmegerät der schweizerischen Firma Nagra – einer Maschine mit großartigem Design und den zu dieser Zeit wohl coolsten Knöpfen und Einstellrädern. 1997 begann das Unternehmen mit der Produktion von absolut erstklassigen Audiokomponenten, die das Know-how in Sachen professionelle Aufnahmen in heiß begehrte Unterhaltungselektronik verwandelte. Der Vorverstärker Jazz ist nach dem Montreaux Jazz Festival benannt, einem jahrelangen Partner von Nagra. Das Gerät ist, um einen Test der französischen Audio-Bibel Haute Fidélité zu zitieren, ein „magnifique électronique à consommer sans moderation“ (ein „tolles Elektronikgerät, das man uneingeschränkt nutzen sollte“).

Sein Weggefährte, die Endstufe Nagra Classic, ist eine große Box aus gebürstetem Aluminium, das ebensoviel Macho-Stolz ausdrückt wie Belmondo, und noch einiges mehr. Die sorgfältig maschinengefertigte Endstufe ist mit perfekt kalibrierten Steuerelementen ausgestattet, die so angenehm zu bedienen sind, dass man manchmal sogar mit ihnen spielt, obwohl das Gerät ausgeschaltet ist.

OLYMPIA CREMINA

Elegant? Nein. Einfache Handhabung? Absolut nicht. Pflegeaufwendig? Kaum zu überbieten. Ist es das wert? Tausendfach, si.

Die Olympia Cremina wird von einem kleinen Familienbetrieb im Schweizer Kanton Glarus hergestellt, mit Blick auf eine Landschaft, die mehr an „The Sound of Music“ mit Julie Andrews erinnert, als an „La Dolce Vita“ mit Marcello Mastroianni. Während die Italiener wohl diejenigen sind, die am stilvollsten Espresso trinken können, sind es deren nördliche Nachbarn, die diese robuste, präzise gefertigte und mit Hebeln betriebene Maschine herstellen, mit der man vollmundigen Espresso mit Crema zubereiten kann.

Aber Achtung: Mit dem Kauf einer Cremina investieren Sie nicht nur Geld, sondern auch Zeit: endlose Stunden des Kalibrierens der Mahleinstellungen für die Bohnen, Verfeinern der eigenen Stampfkünste, Perfektionieren der Hebelbetätigung und das Erlernen einiger Pflegetipps und -tricks, mit der ein sauberer und geschmeidiger Betrieb der Maschine sichergestellt wird – für das nächste halbe Jahrhundert. Trotzdem ist es das wert, denn die Cremina bereitet einen der weltweit besten Espressos.

December Box Bronze Dimmer

Mark Williams, Designer-Künstler-Handwerker bei December Box, ist die Geheimwaffe einiger, eingeweihter New Yorker Architekten und Innenarchitekten, die ihn bei besonders kniffligen Designs gerne konsultieren. Meistens aber arbeitet er für Privatkunden, mit Ausnahme dieses einen legendären Gegenstands, den er für sich selbst entwickelte: Auf der Suche nach einem Dimmschalter für seine Nachttischlampe konnte er nichts finden, das nicht „billig, kitschig und aus Plastik“ war. Also fing er an, die ideale Lösung zu konstruieren, mit einer großartigen, praktischen Skulptur als Ergebnis. Das minimalistische Stück ist aus Bronze handgefertigt, die mit einer Kaltsäure-Patinatechnik das perfekte Finish erhält. Es ist funktional, schön und hat ein Gewicht, das seinem Eigentümer das Gefühl gibt, eine sachliche Person mit makellosem Geschmack und Insiderwissen zu sein. Nicht zu vergessen: die Lampen, die stets perfekt gedimmt sind.
Jamie Pallot ist Mitherausgeber von Vanity Fair und Mitbegründer der Emblematic Group, einem Studio für virtuelle Realität. Er war Redaktionsleiter bei Condé Nast Digital und Chefredakteur von Style.com und hat Beiträge unter anderem für The Wall Street Journal, Financial Times Magazine und Harper's Bazaar geschrieben.
  • FOTO MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON B&W
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  • FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER RALPH LAUREN CORPORATION