Wie Khaki Modern Und Cool Wurde
Die Lange Reise Eines Stoffes Vom Militär In Die Welt Der ModeGenauso verhält es sich mit Khaki, das neben Denim als das charakteristischste Material des Kleidungsstils amerikanischer Männer gilt. Es wird am Wochenende von den Freizeitkämpfern auf dem Golfplatz getragen, im Büro kombiniert mit einem marineblauen Sakko (übrigens ein weiteres militärisch inspiriertes Kleidungsstück) oder am Strand ganz entspannt hochgekrempelt wie in der Frühjahrskollektion 2017 von Polo – Khaki begleitet uns überallhin. Seine Entwicklung zur Beinbekleidung des modernen Mannes begann schon vor über 170 Jahren.
Der Name selbst wurde über das Persische aus dem Hindustanischen abgeleitet, wo der Wortstamm „khak“ „Erdboden“ bedeutet. Im 19. Jahrhundert übernahmen britische Truppen den Begriff während ihrer Einsätze auf dem indischen Subkontinent. Sie waren lange für ihre prachtvollen Uniformen bekannt – erinnern wir uns nur an die auffälligen Rotröcke im Unabhängigkeitskrieg. Erst nach 1846 ergaben sich die Befehlshaber schließlich der unausweichlichen Logik, dass es durchaus sinnvoll ist, optisch mit der Umgebung zu verschmelzen. „The Corps of Guides“, ein Regiment der britisch-indischen Armee, das zuvor in weiß gekleidet war, bestellte als erste Einheit einen Stoff im Farbton des Erdbodens der Wüste. 1848 wurde die neue Uniform aus England an das Corps unter der Führung von Sir Harry Lumsden und William Stephen Raikes Hodson geliefert. Als die Vorräte aus der Heimat knapp wurden, verwendeten die Guides vor Ort erhältliche Pflanzenfarben, um die ehemals weißen Uniformen dunkler zu färben.Zwischen 1850 und 1900 wurden khakifarbene Uniformen aus Baumwolle oder Leinen schließlich langsam zur Standardausrüstung für Truppen, die in Südafrika, Afghanistan und dem Sudan stationiert waren. In Amerika wurden Khaki-Uniformen zuerst im Jahr 1898 während des Spanisch-Amerikanischen Krieges getragen. Sie bestanden damals aus passenden Hosen und Tuniken.
Doch erst durch den Zweiten Weltkrieg fand die moderne Khakihose Einzug in die Kleiderschränke von Zivilisten. Nach Einstellung der Kampfhandlungen 1945 gewannen die „Surplus Stores“ der Army und Navy in Amerika stark an Bedeutung. So wurde der freie Markt plötzlich mit Militärhosen überschüttet. Die Veteranen nutzten ihre G.I. Bills und besuchten das College, und viele trugen auch dort ihre von der Regierung ausgegebenen hellen Baumwollhosen. Studierende der nächsten Jahrgänge merkten schnell, dass die Khakihosen perfekt für das Collegeleben geeignet waren. Man konnte sie im Hörsaal tragen, bei einem kleinen Football-Spiel auf dem Platz oder auch mit Sakko und Hemd zum Ausgehen. Natürlich musste man aufpassen, dass die Streifen der Krawatte auch zu den Grasflecken auf der Khakihose passten.
Aus Werbeanzeigen in Collegezeitungen dieser Zeit wissen wir, dass verschiedene Begriffe für diese Hosen verwendet wurden – von „Khakis“ bis zu „Chinohosen in Militärbraun“. Die Bezeichnung „Chino“ stammt vermutlich von einer Art Baumwolltwill ab, der ursprünglich aus China kam und auch für Armeekleidung verwendet wurde. Dadurch sind die Begriffe austauschbar, obwohl sich „Chino“ eigentlich auf das Material bezieht und „Khaki“ auf die Farbe.Nach dem Krieg waren die Khakihosen geräumig geschnitten und hatten eine Bügelfalte. Während der 1960er Jahre wurden sie jedoch enger und kürzer (einen Nachweis dafür finden Sie in dem japanischen Buch Take Ivy, ein wegweisendes Schriftstück über den adretten Stil der 1960er). 1979 zeigte das populäre Poster “Are You a Preppie?” die Fantasiefigur Nathaniel Worthington III in Hochwasser-Khakihosen mit all den richtigen Details. Der beliebteste Schnitt auf dem Campus war nun wieder der Baggy-Stil und dezente Falten waren auch akzeptabel – aber richtige Bügelfalten waren definitiv nicht zu sehen.
Zu dieser Zeit stellte Ralph Lauren bereits eigene Khakihosen her. Darin kamen seine Liebe zum College-Stil und sein Blick für militärische Details, den er während seiner Armeezeit von 1962 bis 1964 geschärft hatte, zum Ausdruck. Auch Jahrzehnte später war Lauren noch begeistert von dem Material. „Ich trage Khaki“ sagte er 1987 in einem Interview. „Ich liebe Armeekleidung.“
Ob man sie nun im Stil von Take Ivy mit Loafern und Hemd kombiniert, oder im Militärstil wie oben von Lauren selbst gezeigt – Khaki ist wohl die vielseitigste Farbe, die ein Mann tragen kann. Derzeit ist die angesagte Passform figurnah, aber Volumen und sogar dezente Falten sind im Kommen. Egal, wie Sie Ihr Modell tragen – nur wenige Stücke im Kleiderschrank eines Mannes bieten so viel Charme, Geschichte und Vielseitigkeit wie dieses.- Mit Freundlicher Genehmigung Der Ralph Lauren Corporation
- Illustriert Von Ac Lovett
- Fotografie Von Bj Falk; Mit Freundlicher Genehmigung Der Library Of Congress
- Fotografie Von Teruyoshi Hayashida; Mit Freundlicher Genehmigung Von Powerhouse Books
- Fotografie Aus Der Aussenseiter; Mit Freundlicher Genehmigung Der Paramount Pictures Corporation