Ein Cape für einen Superman

Ein Gespräch mit Cam Newton über seinen unverwechselbaren Stil, sein lebenslanges Faible für Polo und die Geschichte seines prägnanten Outfits bei der Met Gala 2019

„An dem Tag fühlte ich mich unsterblich!“, kommentiert der NFL-Quarterback Cam Newton. Und der dreimalige Super-Bowl-Finalist und 2015 als Most Valuable Player (MVP) ausgezeichnete Spieler spricht nicht über sein Carolina-Panthers-Hemd oder seinen Helm. Er spricht natürlich über sein aus Vintage-Tüchern von Polo maßgeschneidertes Cape, das er bei der diesjährigen Met Gala trug. Das fließende, mehrfarbige Modestatement war kombiniert mit einem tadellos geschnittenen Anzug von Purple Label. Damit interpretierten Cam und seine Stylistin Rachel Johnson das Thema des Abends: „Camp“, was so viel heißt wie „übertrieben, überzogen“. Der Name des Outfits: Camp Lo.

Einige Wochen nach dem Event kam Newton in die Hauptzentrale von Ralph Lauren in New York City für eine exklusive Vorschau auf die Frühjahrskollektion 2020 von Ralph Lauren Purple Label und traf sich mit David Lauren und dem Executive Vice President für Herrendesign John Wrazej. Anschließend ging es noch in die Ralph Lauren Mansion auf der Madison Avenue für ein Gespräch über das Cape und seine lebenslange Liebe für Polo, die die Inspiration dafür war. Schauen Sie sich das Video auf der rechten Seite an und lesen Sie die vollständige Geschichte zu Cams Met-Look.

VIDEO: Cam Newton über sein prägnantes Outfit

Highlights von Cam Newtons Besuch in der RL-Hauptzentrale, im Flagship Store in der Madison Avenue und von seinem Auftritt bei der Met Gala 2019
Highlights von Cam Newtons Besuch in der RL-Hauptzentrale, im Flagship Store in der Madison Avenue und von seinem Auftritt bei der Met Gala 2019

Die Geschichte von „Camp Lo“

Zweiundsiebzig Stunden. So viel Zeit hatte Stylistin Rachel Johnson, um Cam Newtons Met-Gala-Look ein Flair von „Camp“ zu verleihen.

Sie wurde erst wenige Tage vor dem Event engagiert und wusste, dass dies der Moment war, ein Modestatement zu setzen. Unter dem Motto „Camp“ waren alle Anwesenden eingeladen, stilmäßig einmal so richtig über die Stränge zu schlagen. Sie wusste nur nicht so genau, wie. Also tat sie, was jedefrau in ihrer Situation getan hätte: Sie rief den Modejournalisten André Leon Talley an. Der Stiltipp der Modeikone? Cam braucht ein Cape.

„Ich dachte nach: Habe ich eins zu Hause?“, erinnert sich Johnson. „Dann überlegte ich, wo ich eines herbekommen könnte. Aber wenn es eine Gelegenheit gibt, ein Label von Kopf bis Fuß zu tragen und sich dem Moment hinzugeben, dann ist es die Met Gala. Ich wollte unbedingt bei Ralph Lauren bleiben.“

Wie sähe also ein Cape von Ralph Lauren aus? „Ich dachte an den Old-School-Look von Ralph Lauren, der auf den Straßen von Washington, Brooklyn oder Atlanta von Kopf bis Fuß getragen wurde. Ich suchte Fotos aus meiner Highschool-Zeit. Schließlich war ich selbst ein „Lo Head“, ein Polo-Fan, wie man sagt.“ Johnson schickte Cam ihre Fotos und die beiden sprachen über ihre früheren Polo-Looks und was sie für sie bedeuteten.

„Wir wollten Ralph Lauren und allem, was er aufgebaut hat, Tribut zollen. Allem, was er Cam und mir bedeutet“, erklärte Johnson. „Ein Tribut an die Zeiten, als wir Ralph-Lauren-Kleidung kauften, die wir uns eigentlich gar nicht leisten konnten. Als unsere Eltern sparen mussten, um ein Polohemd zu kaufen. Ein Tribut an diese Zeit und ein Statement: Schaut nur, wo wir heute stehen.“

Ihr Plan: Eine Collage mit legendären Polo-Prints von Vintage-Rugbyshirts zu kreieren, die sie in Stücke schnitt und auf ein Stück leichte schwarze Super-120s-Anzugwolle nähte. Auf der Suche nach Stoff wendete sich Johnson an Unique Style (auf Instagram auch bekannt als @polostore) in Canarsie, Brooklyn. Dort hatte man eine andere Idee: Vintage-Tücher. Das Problem war, dass vor ein paar Tagen gerade alle an einen Sammler verkauft worden waren. Unique Style stellte den Kontakt zwischen Johnson und dem Einkäufer auf Instagram her. „Es war Freitagabend“, sagte sie. „Die Met Gala war am Montag. Bis Samstagmorgen konnte ich niemanden erreichen“.

Der Sammler Eric (auch bekannt als @95nickelgleam) besaß weit über 100 Vintage-Tücher von Polo. Genau das, was Johnson sich vorstellte. Das Problem war, dass er bis Sonntagabend nicht in der Stadt war. Das Event rückte immer näher. Als Johnson schließlich die Tücher sah, „gab es so viele Motive zur Auswahl“, sagte sie. „Aber als ich das Wappen mit den Medaillen drumherum sah, wusste ich: Das ist es! Das ist Ralph Lauren.“ Glücklicherweise gab es davon acht Stück in verschiedenen Farben. Sie und Ihr Team kauften die Tücher, legten sich eine Runde aufs Ohr und am Montagmorgen um 10:00 Uhr stand Rachels Assistent Anthony vor der Tür der Schneiderei.

Als nächstes galt es herauszufinden, wie man die unterschiedlichen Tücher zu einem nahtlosen Design kombinieren konnte. Also entfernten sie die Ränder, um eine große Bordüre um das gesamte Cape anzufertigen. Die verbleibenden Polo-Wappen wurden übereinander gelegt und mit anderen Vintage-Prints klassischer Polo-Motive kombiniert.

Als Cam am Montag um 17:00 Uhr im Hotelzimmer im The Carlyle seinen Purple-Label-Anzug anzog, war das Cape immer noch in Arbeit. „Es war 17:30 Uhr und ich brüllte Anthony an“, erinnert sich Johnson. „‚Cam muss um 18:15 Uhr aus dem Hotel raus sein! Wo bist du?’ Keiner reagierte mehr auf meine Anrufe.“

Schließlich klopfte es um 18:00 an der Tür – das Cape war eingetroffen. „Als ich es sah, war ich überwältigt. Es war einfach unbeschreiblich“, kommentiert Johnson. Cam warf es sich über, sein Team machte ein paar Schnappschüsse und los ging’s.

„Als ich das Foto sah“, sagte Johnson, „dachte ich: „Ja, wir haben’s geschafft“.

—Andrew Craig